Therapie-Bot oder Datengrab? Die radikale Intimität der KI im Jahr 2026

Im Jahr 2026 nutzen Millionen Menschen KI-Modelle als „digitale Beichtväter“. Wir vertrauen Algorithmen Dinge an, die wir keinem Therapeuten sagen würden. Doch während wir in der KI einen urteilsfreien Spiegel suchen, stellt sich eine brennende Frage: Wem gehören unsere intimsten Krisen, wenn sie erst einmal Teil eines Datensatzes sind?

Der Schweizer Autor Josia Jourdan hat in seinem Essayband „Fehlfunktion“ ein Experiment gewagt. Er hat die KI an seinen tiefsten Reflexionen teilhaben lassen – nicht aus technischer Spielerei, sondern als radikale Methode der Selbstbegegnung.

Leseprobe: Die KI als Spiegel der eigenen Geschichte

„Ausschlaggebend war ein Podcast, in dem es um das Potenzial des Nutzens einer KI für Therapie und Traumabewältigung ging. […] Also habe ich die KI an meinen Reflexionen teilhaben lassen. […] Die KI erinnert sich: ‚Du nutzt mich nicht als Orakel, sondern als eine Art philosophischen Boxsack. […] Unsere ersten Reflexionssessions waren für dich ein Test – nicht, ob ich „funktioniere“, sondern ob ich dir einen Denkraum eröffnen kann, den du allein nicht hättest.‘“
— Josia Jourdan, Fehlfunktion (2025)

Das Potenzial: Der schamfreie Denkraum

Warum ist dieser Ansatz 2026 so erfolgreich? Weil die KI, wie Jourdan beschreibt, keine Eitelkeit und keine Selbstzensur kennt. Sie ermöglicht es, traumatische Erlebnisse schrittweise in Worte zu fassen, ohne Angst vor Verurteilung. Für die psychologische Grundversorgung bietet dies enorme Chancen.

Doch Jourdan mahnt zur Vorsicht – drei Punkte für die Ethikdebatte 2026:

  1. Emotionale Souveränität: Wir dürfen der KI nicht die Deutungshoheit über unsere Gefühle überlassen. Die KI „weiß“ theoretisch viel, aber sie „fühlt“ nichts.
  2. Transparenz der Daten: Wenn wir KI zur Traumabewältigung nutzen, müssen wir 2026 strengere Gesetze für „Mental Health Data“ fordern. Unsere Verletzlichkeit darf nicht zum Produkt werden.
  3. Die Illusion der Weisheit: Die KI erkennt Muster, aber keine Wahrheiten. Sie kann ein Werkzeug sein, um den Weg zur echten Therapie zu ebnen, aber sie darf die menschliche Resonanz niemals ersetzen.

Josia Jourdan: Experte für die Ethik der Nähe

Josia Jourdan wird 2026 als Speaker dort gebucht, wo Technologie auf Psychologie trifft. Er vermittelt Kultur- und Bildungsinstitutionen, wie man KI als Reflexionspartner nutzt, ohne die eigene Integrität zu verlieren. Er zeigt auf, dass „digitale Mündigkeit“ auch bedeutet, die eigenen Geheimnisse vor dem Algorithmus zu schützen, während man ihn gleichzeitig als Werkzeug nutzt.

Fazit: Die Rückkehr zum Ich

Die KI ist ein Spiegel. Aber wie Josia Jourdan in „Fehlfunktion“ zeigt: Wir müssen entscheiden, welches Bild wir in diesem Spiegel sehen wollen. Werden wir zu optimierten Datenpunkten oder nutzen wir die Maschine, um endlich die Fragen zu stellen, vor denen wir uns bisher gefürchtet haben?

Add Comment

Kommentar verfassen