Werbung* Affiliate Link

Und dann verschwinden / Rezension

«Und dann verschwinden» von Monika Neun ist nach dem Tod der Theaterkünstlerin erschienen und wird von der Schweizer Medienlandschaft gefeiert. Ich habe das Prosadebüt, welches autofiktionale Elemente beinhalten soll, gelesen und berichte in meiner Rezension wie mir «Und dann verschwinden» gefallen hat und ob es sich zu Lesen lohnt.

Klappentext

Eine junge Frau zieht es in eine Stadt südlich der Alpen, sie will endlich existenzielle Erfahrungen machen. Sie mietet ein Zimmer, doch die Zeit in dem fremden Land vergeht, ohne dass etwas geschieht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Einmal aber läuft ihr jemand über den Weg, ein seltsamer Typ, der Zigarillos raucht. Er bietet ihr an, bei ihm zu wohnen, in seiner riesigen Wohnung mit Klingelzug an der Badewanne und einem Klavier, auf dem schon Liszt gespielt hat. Sie zieht ein, sie belauern sich, und eines Abends steigen sie aufs Motorrad: Sie jagen durch die Nacht, berauscht vom Glück, am Leben zu sein wie nie zuvor.

Rezension

Monika Neun greift das Thema des Neuanfanges und des Wunschs zu verschwinden auf und schickt ihre Protagonistin auf eine Reise ins Ungewisse, in die Einsamkeit und ins Schweigen. An einen Ort, der ihr fern erscheint, sie lebendig fühlen lassen soll und das Gegenteil bewirkt. Dabei bewegt sich der Text auf mehreren Ebenen und führt uns in magische Zwischenwelten, in denen die Hauptfigur sich auf Abenteuer begibt. Sie kämpft gegen Drachen, ist ein Ritter und wagt sich in unbekanntes Land vor. Gleichzeitig verliebt sie sich in einen Mann. Einen Mann mit Eigenheiten, den sie zu lieben und schätzen scheint, von dem sie aber auch immer wieder Abstand sucht, mit dem sie gerne schläft und das Schweigen zwischen ihnen hasst. Es ist ein Verschwinden und Wiederkehren. So balanciert der Text zwischen Unbekanntem und ewig Vertrautem.

Ob es einen roten Faden gibt, ob es denn überhaupt braucht und was für eine Geschichte Monika Neun eigentlich erzählen wollte, wird sie uns nicht mehr verraten können. Das Buch liefert Sequenzen, Szenen und Gefühle – von einer Frau, die verschwinden, mehr sehen, mehr fühlen und mehr sein will und doch immer wieder zurück zu ihm kehrt. Die Sprache ist poetisch, kreiert eine Atmosphäre und lässt mich auch immer wieder unwissend zurück, darüber was ein Satz oder sogar ein ganzer Abschnitt zu bedeuten hat. Das Buch überzeugt sprachlich, greift interessante Thematiken auf und lädt zum Interpretieren ein. Mir hat es gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr zu erfahren über die Figuren und ihre Geschichte. Aber dafür ist der Text zu kryptisch und kurz.

Ist «Und dann verschwinden» von Monika Neun empfehlenswert? Ja. Alle, die gerne poetische Sprache, subtile Figuren und eine Beschäftigung mit Themen wie Heimat und Fremde mögen, werden hier fündig.

Bibliografische Angaben

Und dann verschwinden von Monika Neun
Und dann verschwinden von Monika Neun – Rezension

Atlantis Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783715250243
Gebunden, 144 Seiten

21,00 EUR


Kommentare

Kommentar verfassen