Heute spreche ich ein Thema an, welches mich schon lange beschäftigt. Seit der Hype um das Young Adult und New Adult-Romance Genre so gross geworden ist. Denn auch wenn die Zielgruppe dieser Bücher hauptsächlich (junge) Frauen sind, so finde ich es doch unglaublich, wie problematisch und oberflächlich diese Bücher gegenüber Männern sind.
ANMERKUNG VOM 13. Juli 2020:
Der Beitrag fasst grundsätzlich immer noch zusammen, was ich als problematisch erachte. Trotzdem würde ich zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr das Wort Sexismus dafür verwenden, da es keinen Sexismus gegen Männern gibt.
Deshalb möchte ich in diesem Beitrag darauf eingehen, weshalb ich es Problematisch finde, dass Männer in diesen Büchern immer den gleichen Schönheitsidealen entsprechen, als Sexobjekte benutzt werden und auf die immer gleichen Merkmale reduziert werden. Unterlegen möchte ich das Ganze mit Beispielen und einem abschliessenden Fazit zu dem Thema.
Sixpack, Oberarme und das ganz ohne Training
Als erstes möchte ich auf die Tatsache eingehen, dass in praktisch jedem Roman dieser Bücher gewisse Schönheitsideale sehr präsent beim männlichen Love-Interest sind. Sixpack ist oberste Priorität. Zumindest erscheint es einem so, wenn man ein Buch aus dem Genre liest (übrigens auch in Romantasy Büchern der Fall).
‘’Das Erste, was ich wahrnahm, war sein Oberkörper. Ein nackter, straffer Bauch, der von Muskeln nur so strotzte. Das Zweite war seine Tätowierungen.» Begin Again, S. 15
Um ein Sixpack zu bekommen muss Man(n) trainieren. Viel. Und Man(n) muss seinen Fettanteil auf ca. 10% reduzieren. Das geschieht nicht einfach in dem Man(n) auf der Couch liegt, bisschen Studiert und all drei Wochen mal zwei Push-Ups macht. Ein Sixpack zu bekommen und zu behalten, erfordert viel Arbeit, eine gesunde Ernährung und dementsprechend unlogisch ist es, wenn jeder Typ einen stahlharten Body hat.
Klar wäre es blöd, wenn der Typ mal nicht Zeit hätte um Pizza, Burger oder trendiges Sushi essen zu gehen, weil er trainieren muss. Wäre ja auch absolut langweilig.
Aber ein Sixpack und muskulöse Oberarme machen einen Mann natürlich heisser für eine Frau und für die Leserin. Also was lernen wir: heiss aussehen ohne Zeit aufzuwenden, muss man als Love-Interest in solchen Büchern können.
Grüne, blaue, graue, gold-gespränkelte und sonst spezielle Augen
Ist euch schon mal aufgefallen, dass die wenigsten Protagonisten in NA/YA-Romanen braune Augen haben. Dabei ist es die häufigste Augenfarbe. Warum also dürfen Männer keine braunen Augen haben? Sind sie etwa nicht attraktiv? Macht sie das weniger interessant?
‘’Etwa 90 Prozent aller Menschen weltweit haben braune Augen, darunter der weitaus überwiegende Teil der Menschen nichteuropäischer Abstammung. Der Rest verteilt sich auf Blau, Grün und Grau, wobei Grün mit weniger als 2 % die seltenste Augenfarbeist. Die wenigsten braunäugigen Menschen gibt es im Ostseeraum.’’ Quelle: Wikipedia
Und wenn sie braune Augen haben, dann bitte mit goldenen Flecken darin, sind karamellfarben oder sonst irgendwie speziell.
Soll das heissen, ich brauche grüne Kontaktlinsen um interessanter zu wirken?
‘’Sein Blick war intensiv, angespannt, so wie seine gesamte Körperhaltung. Eisig und abweisend. Um den Rand seiner Augen zogen sich tiefe Blautöne, durch die sich jedoch silberne und schwarze Farbstreifen webten» Wie die Luft zum Atmen, S. 20 -> laut Leseprobe. Ich habe das Buch selbst nicht gelesen.
Grübchen, Narben und Tattoos
Wenn wir gerade schon dabei sind, dass die Protagonistin in diesen Büchern ihren Love-Interest auf seine Äusserlichkeiten reduziert, dürfen wir die Grübchen, Narben und Tattoos nicht vergessen.
Grübchen sind sehr wichtig und die Protagonistin LIEBT diese dann auch & kann gar nicht aufhören sie anzuschauen.
Narben sind für viele Menschen unangenehm, aber in einem guten NA/YA-Roman sind sie geheimnisvoll und anziehend. Ich meine klar, es ist schön, dass Narben kein Problem darstellen. Aber in diesen Büchern sind sie oft Teil eines schlimmen Erlebnisses und der Typ mag sie oft auch nicht zeigen. Trotzdem muss sie ihn immer wieder darauf ansprechen und dort berühren.
‘’Der Ärmel seines weissen Shirts war hochgerutscht und entblösste den Ansatz der Narbe, die mir schon öfter aufgefallen war.’’ Someone New, S. 155
Und dann Tätowierungen. Egal ob über der Brust, am Arm oder im Hosenbund verschwinden (ja, das gibt es sehr oft in diesen Büchern!). Alle Tätowierungen haben eine wichtige Bedeutung für ihn und machen ihn daher für sie noch interessanter.
Fazit
Der perfekte Mann laut diesen Büchern sieht also folgendermassen aus:
Muskulös, am besten mit Sixpack, aber bitte ohne Training und immer bereit mit ihr Pizza essen zu gehen. Dann bitte spezielle Augen, in die sie sich verliebt. Das Gesicht sollte übrigens am besten kantig sein und Grübchen haben. Auch Tätowierungen und Narben lassen ihn noch viel attraktiver wirken.
Klar, es ist Unterhaltung. Aber im Gegensatz zum Erotikgenre, wo es viel mehr um körperliche Liebe geht, sollten NA/YA-Romanzen doch auch realitätsnah sein und Männer nicht als heisse Sexobjekte darstellen.
Was sind eure Gedanken zu dem Thema? Nehmt ihr das auch so wahr? Lest ihr gerne Bücher aus diesem Genre? (Ich tatsächlich zwischendurch schon. Wenn auch seltener als früher.)
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