Slaybae ist das Debütalbum der queeren Musikerin Mariybu. Sie zählt zu den Vorreiterinnen im deutschsprachigen Hyperpop, einer modernen, experimentellen Musikrichtung, die viel auf Comutereffekte und Stimmveränderung zugreift und dabei auch absichtlich mal bisschen verrückt und abgedreht klingen darf. Letztes Jahr ist sie in Basel im Hirscheneck aufgetreten. Ich habe Mariybu getroffen und mit ihr über ihr Album gesprochen.
Du hast mit feministischer, agressivem Rap angefangen und in den letzten Monaten einen Wandel zum verspielteren Hyperpop durchgemacht. Wie kam es dazu?
Als ich mit Musik angefangen habe, war ich wütend. Wollte etwas kritisieren, habe einen Weg gefunden, so das System, die Ungerechtigkeit und den Hass gegen selbstbestimmte Frauen und queere Menschen anzusprechen. Mittlerweile bin ich aber nicht mehr so wütend und höre selbst viel Hyperpop. Auch wenn es da noch nicht viel gibt auf Deutsch, habe ich irgendwann angefangen die ersten Beats zu produzieren und Texte zu schreiben. Es hat sich richtig angefühlt. Auch wenn mir Rap Spass gemacht hat, liegt mir diese verrückte Art der Musik nochmals eine Spur besser. Hyperpop – das bin einfach ich.
Wovon handelt dein Album?
Slaybae bedeutet für mich, ein Abfeiern von sich selbst. Ich brauche keine Bestätigung von aussen. Um zu wissen, dass ich gut so bin, wie ich bin. Es geht um Selbstbewusstsein. Sich selbst zu sein und zu sagen, was mir gefällt oder eben auch nicht. Dabei geht es auch viel um Sex, Lust und Grenzen. Sex ist so viel mehr als Medien uns versuchen vorzumachen. Konsens ist wichtig, Frauen sollen wissen, sie dürfen nicht nur Nein sagen, sondern auch sagen, was sie wollen. Dabei wird es queer. Ich liebe auch Frauen, Sex muss nicht bloss zu zweit sein und ganz im generellen lebe ich nicht nach irgendeiner Norm – All das ist SLAYBAE.
Wie ist das Album entstanden?
Während meinem Festivalsommer letztes Jahr habe ich in praktisch jeder freien Minute allein daran gearbeitet. Die Texte sind aus mir gesprudelt, ich habe Beats und den Flow im Kopf gehabt, musste es zusammenbringen und habe das meiste tatsächlich auf meinem Laptop und mit einem Mikrofon zwischen Wäschewaschen und Kofferpacken gemacht. Das ist über ein halbes Jahr her und dass es jetzt endlich erschienen ist, freut mich schon krass.
Album Info “SLAYBAE”
Slaybae ist ein bestärkendes Album voller energetischen Beats, sexpositiven Texten und queeren Liebesliedern. Mariybu experimentiert mit ihrer Stimme, erschafft verrückt klingende Soundwelten und entführt uns in ihr Leben abseits von Heteronormativität und Systemtreue. Dabei rechnet sie mit der Kirche ab und schickt sich selbst in die Hölle. Sie feiert sich selbst, nimmt kein Blatt vor den Mund und erhebt die Stimme für eine Generation, die selbstbestimmt liebt. Besonders beeindruckend ist dabei, dass das Album zu grossen Teilen in Eigenregie entstanden ist und mit ausnahme von einigen wenigen Zeilen von Mariybu allein geschrieben ist. Slaybae ist ein Erlebnis digitaler, futuristischer Musik und zeigt Hyperpop funktioniert längst nicht nur in den Staaten.
SLAYBAE – Mariybu – 2023, 365XX Recordings Germany
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