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“Ein deutscher Autor hat es in Amerika nicht leicht” | Interview mit Bernhard Hennen

Bernhard Hennen ist einer der erfolgreichsten deutschen Fantasyautoren. Er erzählt im Interview, weshalb es als Autor Glück braucht, wie er zu Social Media steht und wie schwierig es ist, dass ein Buch aus Deutschland in Amerika übersetzt wird.


Sie veröffentlichen Ihre Bücher bei vielen verschiedenen Verlagen. Ihr neuester Titel «Die Chroniken von Azuhr» ist bei Fischer TOR erschienen. TOR ist eine Weltmarke im Fantasy-Bereich. Merken Sie als Autor einen Unterschied zu anderen Verlagen? Ist es internationaler oder bloss ein Name, welcher von verschiedenen Verlagen benutzt wird?

Jein. Alle Verlage mit denen ich zusammenarbeite sind sehr professionell. Eine Übersetzung ist bloss wegen der Marke TOR nicht automatisch garantiert. Der Prolog liegt in Amerika bei TOR als übersetzte Leseprobe vor. Wir werden sehen, ob was daraus wird. Grundsätzlich muss jedoch angemerkt werden, dass man es als deutscher Autor nicht leicht hat in Amerika.

Bei Fischer TOR gibt es trotzdem eine Besonderheit. Ich bin mit dem Programmchef befreundet. Dadurch ist die Zusammenarbeit anders. Es ist angenehm eine persönliche Ebene neben der professionellen zu haben. Das ist sicherlich ungewöhnlich und manche warnen mich auch davor, aber ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Es tut den Projekten und Büchern gut und ich bin sehr zufrieden, wie es ist.

Weshalb meinen Sie, dass man es als deutschsprachiger Autor nicht leicht hat in Amerika?

Nun ich habe mit meinem erfolgreichsten Buch «Die Elfen» mehr als zehn Jahre gebraucht um einen Verlag in Amerika zu finden, welcher es übersetzt. Es ist von allen Verlagen abgelehnt worden, bis dann Amazon Crossing auf mich zugekommen ist. Die Argumentation der anderen Verlage lief jeweils so: «Schauen Sie Herr Hennen, in Deutschland mögen Sie ja bekannt sein. In Amerika ist das nicht der Fall. Wenn wir Ihr 900 seitiges Buch übersetzten kostet uns das 25’000 bis 30’000 Dollar und Sie wollen ja auch noch Geld.» Es lohnt sich für den Verlag gar nicht unbedingt. Die Verlage investieren lieber in ihre eigenen Autoren. Verständlich, gleichzeitig sieht es in Deutschland aber anders aus.

Wie meinen Sie das?

Deutsche Verlage argumentieren nie so. Die sagen lieber «Dieser Autor ist in Amerika erfolgreich, den brauchen wir hier auch» Umgekehrt zählt das jedoch nicht. Bereits 400’000 Exemplare von «Die Elfen» verkauften sich zu Beginn der Verhandlungen für Lizenzen in Amerika. Doch in Amerika zählt das überhaupt nicht. Während deutsche Verlage beim Kaufen von Auslandslizenzen sehr auf Verkaufszahlen achten. Das nagt dann schon an einem, wenn man sieht, wie ungleichgewichtig es ist. Deutschland ist schliesslich immer noch der zweitgrösste Buchmarkt der Welt, aber hier gelten ganz andere Spielregeln als in Amerika.

Und trotzdem hat der Verlag Amazon Crossing sie übersetzt.

Genau. Man hat ein ganz bestimmtes Bild von Amazon. Besonders im Buchhandel gilt es als das «Reich des Bösen». Ich habe diese Meinung genauso geteilt, aber zumindest was den Umgang mit Amazon Crossing, dem Verlag der Amazon angeschlossen ist, habe ich ein ganz neues Bild bekommen. Als sie an mich herangetreten sind, erzählten sie mir, dass sie ein neues Programm hätten. Denn sie betrachten es als problematisch, dass Amerika literarisch sehr einseitig aufgestellt ist. Der Anteil der belletristischen Titel in Amerika, welche original nicht Englisch sind, beträgt nur drei Prozent. Amazon Crossing hat das als Skandal angesehen, da sie der Meinung sind, dass es so viele gute Bücher auf der ganzen Welt gibt, welche nie den Weg nach Amerika finden. Deshalb beschlossen sie, diese Bücher zu suchen, sie zu übersetzten und nach Amerika zu bringen. Das ist nicht das Bild, das man von Amazon hat, es ist aber eine Facette von ihnen. Sie haben es geschafft, dass «Die Elfen» auch in Amerika Erfolg haben.

Wenn wir gerade schon von Lizenztiteln und dem Buchmarkt reden, wie ist es als deutscher Autor, wenn man sieht, dass der eigene Verlag einen Lizenztitel zum Spitzentitel macht? Ist das nicht frustrierend?

So ist die Welt halt. Das weiss man als Autor und schlussendlich kann man es nicht ändern. Umgekehrt muss ich sagen, dass ich auch schon einige Male Spitzentitel war. Spitzentitel gibt es im Programm jeweils nur einen, von daher sind diese Plätze sehr umkämpft und ich durfte in meiner Karriere zwei, drei Mal diesen Platz haben, von daher habe ich sehr viel Glück gehabt. Als Autor muss man sich damit abfinden, dass Glück eine sehr grosse Rolle spielt. Die Fähigkeit gute Bücher zu schreiben ist wichtig, das Durchhaltevermögen und der Wille zur Selbstausbeutung helfen auf dem Weg des Erfolgs, aber ein ausschlaggebender Faktor bleibt Glück und das muss man akzeptieren können.

Den Weg in einen Verlag zu finden, wird immer schwieriger und läuft meist über eine Agentur. Werden Sie von einer vertreten und was macht diese für Sie?

Ich werde von einer vertreten. Nicht seit Beginn, aber seit ich von der Agentur Meller vertreten werde, ist vieles einfacher für mich. Weil ich nicht um meine Bücher feilschen und handeln möchte, macht das meine Agentur für mich. Die macht das auch sehr gut. Meine Verlage hassen meine Agentur regelmässig, was aber ein Zeichen dafür ist, dass sie ihren Job gut macht. Ich wäre zu nachgiebig, zu kompromissbereit beim Verhandeln, meine Agentur tritt da anders auf. So profitiere ich letzten Endes sehr davon. Alle Prozente die ich abgebe, hat sich meine Agentur verdient.

Kommen wir zu ihrer Leserschaft. Sie besitzen eine grosse Fangemeinde. Wie ist es für Sie, wenn Leute Ihnen Briefe schreiben, um Schreibtipps Fragen oder Sie als Idol ansehen?

Es ist immer schwierig ein Idol zu sehen. Ich bin schliesslich auch nur ein normaler Mensch. Natürlich habe ich Glück gehabt mit meinen Büchern. Was ich aber schon gerne mache, ist mit meinen Fans plaudern. Gerade wenn sie selbst Schreiben, ist es schön ihnen die Angst zu nehmen. Wenn für sie etwas als unglaubliches Problem erscheint, kann ich ihnen sagen, dass es mir nicht anders geht. Die meisten sind dann erleichtert, wenn die sehen, dass das nicht nur ihre Probleme sind.

Social Media als Werbemassnahme und Möglichkeit für den Kontakt zu Fans. Viele Autoren -besonders Newcomer- schlachten sich ja regelrecht aus und geben sehr viel Privates von sich preis. Wie handhaben Sie das?

Ich achte sehr darauf, was ich preisgebe. Besonders wichtig sind mir da, dass es keine Bilder von meinen Kindern in Verbindung mit mir in den sozialen Medien zu finden gibt. In Interviews erzähle ich von meiner Familie und biografischem bis zu einem gewissen Punkt. Social Media gehört mittlerweile einfach dazu. Mein Verlag hat mich praktisch schon dazu gezwungen eine Facebook-Seite anzulegen, weil es eine höhere Leserbindung schaffe. An meiner Facebook-Seite kann man jeweils sehr gut ablesen, wie viel Stress ich derzeit habe. Es kann durchaus sein, dass da einige Wochen lang nichts steht und ansonsten gibt es da zwei Beiträge pro Woche. Aber eigentlich auch nur, wenn es etwas zu berichten gibt.

Sie haben verschiedene Reihen geschrieben, schreiben aktuell an verschiedenen. Wie schaffen Sie es, nicht durcheinander zu kommen und die Übersicht zu behalten?

Das sind unzählige Listen, Notizen, interne Glossare und viel mehr. Sonst geht das nicht. Ich arbeite immer nur an einem Projekt und erst nach dem ich es abgeschlossen habe, zum nächsten Buch gehe. An zwei Büchern gleichzeitig schreibe, kann ich nicht. Genauso wenig, wie ich zwei Bücher gleichzeitig Lesen mag.

Herzlichen Dank für das Interview Herr Hennen!


Kennt ihr denn schon ein Buch von Bernhard Hennen? Wie hat es euch gefallen? Ich persönlich freue mich sher auf Azuhr und ganz unter uns: der Autor ist sehr sympathisch. Allein schon deswegen, will ich seine Bücher lesen.

Teilt das Interview doch mit euren Freunden und kommentiert, wie es euch gefallen hat. DANKE!


Kommentare

9 Antworten zu „“Ein deutscher Autor hat es in Amerika nicht leicht” | Interview mit Bernhard Hennen“

  1. […] Jourdan sprach mit Bernhard Hennen unter anderem darüber, wie schwer es ist, als deutscher Autor auf dem amerikanischen Buchmarkt […]

  2. […] ergeben sich daraus durchaus spannende Einblicke. Das ganze Gespräch findet Ihr im Blogpost „“Ein deutscher Autor hat es in Amerika nicht leicht” | Interview mit Bernhard Hennen„. Ich habe übrigens jetzt mal überlegt, wie viele deutsche Autor*innen mir einfallen, die […]

  3. Wirklich interessantes Interview!
    Über den allgemeinen Veröffentlichungsprozess bekommt man mittlerweile über Social Media ja bei vielen Autoren einiges mit, aber gerade was Übersetzungen angeht, wusste ich bisher nicht viel. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass man in Amerika lieber die Bücher veröffentlicht, die vorher nicht übersetzt werden müssen, gerade wenn es sich um so dicke Romane handelt, die viel Arbeit bedeuten. Andersrum bekommt man in Deutschland von englischen Büchern schon viel mehr mit, weshalb die Verlage besser einschätzen können, ob sie auch hier erfolgreich werden. Viele lesen ja auch auf Englisch und machen andere dann neugierig auf eine mögliche Übersetzung, andersrum kommt das wohl nicht vor.

    1. DANKE!
      Ich denke das Problem ist, das die Deutschen Verlage praktisch jeden halberfolgreichen Titel aus Amerika ersetzten und sich selbst nur bedingt dafür einsetzen, dass ihre deutschen Autoren in Übersee veröffentlicht werden.
      Deine Argumente sind sicherlich auch Gründe.

      Herzlich,

      Josia

  4. Wow, die Schrift in dein Kommentarfeld ist ja hell. 😀
    Okay, zum eigentlichen Kommentar.
    Das Interview ist wirklich sehr spannend! Ich habe leider noch nichts von dem Autor gelesen, aber vielleicht ändere ich es mal.

    Einen schönen Sonntag-Abend wünsche ich. 🙂

    1. Ich nehme den reinkopierten Teil raus & schaue in den nächsten Tagen mal wegen der hellen Schrift. Ist mir bisher gar nicht aufgefallen

  5. […] ergeben sich daraus durchaus spannende Einblicke. Das ganze Gespräch findet Ihr im Blogpost „“Ein deutscher Autor hat es in Amerika nicht leicht” | Interview mit Bernhard Hennen„. Ich habe übrigens jetzt mal überlegt, wie viele deutsche Autor*innen mir einfallen, die […]

  6. Was für ein spannendes Interview! Ich finde es toll, dass du Fragen gestellt hast, die ein wenig abseits vom “Mainstream” sind. Ich habe Hennen auf der Leipziger Buchmesse getroffen und mich kurz mit ihm unterhalten. Mir war er ebenfalls sehr sympathisch – leider gefiel mir Azuhr überhaupt nicht, aber dennoch habe ich eine sehr gute Erinnerung an die Begegnung. Also, danke für den Blogpost – ich hab einiges gelernt!

    1. Freut mich, dass dir das Interview gefallen hat. Es war sehr spontan und da ich das Buch nicht gelesen hatte, wurde das Interview ganz anders als sonst. Für mich aber durchaus eine positive Erfahrung und der Autor war sehr offen. Ich konnte selbst einiges lernen und habe den Autor als sehr sympathisch wahrgenommen. Schade, dass dir Azuhr nicht gefallen hat. Ich freue mich es zu lesen & werde meine Rezension selbstverständlich hier veröffentlichen. Danke für deine Komplimente & deinen Kommentar.

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