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Wie kommt ein Buch in die Buchhandlung? | Sonntagsgedanken #30

Welche Bücher landen eigentlich in der Buchhandlung? Welche werden von Buchhändlern besonders oft bestellt und welche werden nur mit einem Exemplar ins Regal gestellt? Diesen Fragen bin ich für die heutigen Sonntagsgedanken nachgegangen. Dafür habe ich ein Gespräch mit Franziska Stocker geführt. Sie ist Besitzerin vom Kulturhaus Bider & Tanner, welches unter anderem meine Buchhandlung des Vertrauens ist. Sie arbeitet unter anderem auch in der Jugendbuchabteilung. Ich möchte mich schon jetzt ganz herzlich bei ihr bedanken! Und nun viel Spass beim Lesen!

Vorschauen, Newsletter & Werbung
Aufmerksam auf Neuerscheinungen werden Buchhändler mit Hilfe von Verlagsvorschauen und -newslettern. Derzeit sind die Vorschauen teilweise noch in Printform, aber immer mehr Verlage steigen auf reine Digitalvorschauen via VLB-TIX um.

In Vorschauen preisen Verlage ihre neuen Titel an. Wie bereits in meinem Artikel über Verlagsvorschauen berichte ich, wie diese aufgebaut sind.

Auf was achten Buchhandlungen denn nun in einer Vorschau?

Titel bei denen steht: New York Times Bestseller oder Spiegel Bestseller oder dass der Autor/die Autorin einen bekannten Preis gewonnen hat, werden in grösseren Mengen bestellt. Denn das bedeutet, dass der Autor/die Autorin bereits einen Namen, eine grössere Fangemeinde und die Aufmerksamkeit der Medien hat. Genauso ist es mit angekündigten Verfilmungen.

Genauso ist es mit Überschriften wie: Für Fans der „…..“ Reihe oder „ähnlich beeindruckend wie der Roman von ….“ Wenn ein neues Buch mit älteren sehr erfolgreichen Büchern in Verbindung gebracht wird, kann das ausschlaggebend für eine Bestellung sein, da man da als Buchhandlung bereits Fans dieser Bücher dieses neue Buch empfehlen kann. Allerdings vergleicht man da auch immer die Verkaufszahlen dieses bekannten Vergleichs, denn wenn dieser sich gar nicht so gut verkauft hat, wie angepriesen, verkauft sich vielleicht auch das neue Buch nicht so gut.

Wenn der Verlag bereits in der Vorschau eine grosse Werbekampagne anpreist und eine hohe Medienpräsenz verspricht, reagiert man als Buchhandlung und bestellt den Titel in höherer Menge. Denn dadurch gibt es viele Kunden, welche den Titel bereits irgendwo gesehen haben und wenn er dann in der Buchhandlung ausliegt, verkauft sich so ein Titel gut. Die Buchhandlung muss selbst weniger aktiv Werbung für ein Buch machen und kann trotzdem gut verkaufen.

Andere Bücher ohne grosse Werbung werden lieber nur ein paar Mal an Lager bestellt und ins Sortiment genommen, denn wenn das Buch sich nicht verkauft, macht man weniger Verlust und verbraucht weniger Platz und wenn das Buch sich überraschenderweise doch gut verkauft, dann sind mehr Exemplare innerhalb von 24 Stunden wieder in der Buchhandlung.

„Je kleiner ein Buchladen ist, desto schwieriger ist es zu bestellen.“ sagt Franziska Stocker im Gespräch. Es wird schwieriger auch unbekanntere Titel in die Regale zu nehmen, da diese sich eventuell gar nie verkaufen. Eine kleine Buchhandlung kann nur dann ein breites Sortiment haben, wenn die Kunden aktiv mit Geheimtipps beraten werden. Ansonsten lohnt sich nur der Einkauf von Spitzentiteln und Bestsellern. Für Bider & Tanner, welche über eine sehr grosse Ladenfläche vermieten kein Problem. Bei ihnen findet sich von Bestseller über Geheimtipp alles.

Bei Reihen und Trilogien schaut die Buchhandlung darauf, wie sich der letzte Band verkauft hat. Wenn er sich sehr gut verkauft hat, kann man davon ausgehen, dass ein Interesse an Band 2 besteht und der Titel wird sicher in grösseren Mengen bestellt. Nur mittelmässige Verkäufe von Band 1 führen oft zu keiner Bestellung von weiteren Bänden, da nur wenig Interesse daran besteht. Auch hier gilt: das Interesse der Kunden mit den Verkaufszahlen vergleiche und entscheiden.

Medienpräsenz

Franziska Stocker sagt ganz klar: „Alles was in den Medien besprochen wird, muss in der Buchhandlung ausliegen.“ Natürlich ist die Rede hier von regionalen und nationalen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen, welche die Kunden der Buchhandlung auch konsumieren. Denn egal welches Buch irgendwo ins Gespräch kommt, man kann darauf zählen, dass irgendjemand danach fragt. Als gute Buchhandlung kann man die Kunden für sich gewinnen, wenn diese Titel dann auch bereits in der Buchhandlung ausliegen und nicht extra noch auf Anfrage des Kunden bestellt werden müssen. Genauso ist es mit lokalen Büchern und Autoren/Autorinnen. Viele Kunden reagieren auf diese Bücher und ein Ausliegen in der Buchhandlung ist ein absolutes Muss!

Genauso funktioniert es mit Veranstaltungen, Events und Geburtstagen. Die Royale Hochzeit in England ist das beste Beispiel. Eine ständige Medienpräsenz, hohes Interesse vieler Personen führen dazu, dass eine Buchhandlung Titel zu dem Thema anschafft und die Kunden diese dann auch einkaufen.

Bewerbung der Bücher im Laden

Eine Buchhandlung muss innovativ und kreativ sein, damit die Kunden regelmässig kommen. Pappaufsteller und Poster werden nur noch selten genutzt. „Es ist langweilig, wenn in jeder Buchhandlung das gleiche zu sehen ist.“ meint auch Franziska Stocker und ist sich sicher, dass eine Buchhandlung die Kunden mit eigenen Ideen viel mehr begeistern kann. Wenn zum Beispiel gleich mehrere Titel zu einem Thema erscheinen, wird ein Tisch dazu gestaltet.

„Buchhandlungen können Besteller machen.“ sagt sie ebenfalls. Titel, welche einen Buchhändler begeistern, kann er durch geschicktes Platzieren an die Kunden bringen und so kleine Bestseller schaffen. Hierbei ist jedoch wichtig, dass trotzdem zu beachten ist, was die Kunden wollen. Wenn sich so ein Titel trotz toller Präsentation nicht verkauft, hat er wieder zu verschwinden.

„Man kauft für die Kunden und nicht für sich selbst ein“ ist eine weitere spannende Aussage von Franziska Stocker. Nur weil man selbst ein Buch nicht mag, heisst das nicht, dass es auch dem Kunden nicht gefällt. Genauso wichtig ist es, dass man niemandem einen Titel aufschwatzt. Wenn der Kunde nach einem Titel fragt, darf man seine persönlichen Tipps gerne weitergeben, wenn der Kunde sich aber nicht für die Thematik interessiert zählt: „Der Kunde entscheidet und nicht der Geschmack des Buchhändlers.“

Bei aktuellen Titeln zählt also nur eines: es soll die Kunden interessieren, sie bewegen und begeistern. Das Interesse wird durch Medien und Werbung geweckt. Als Buchhandlung hat man den Spielraum für eigene Tipps und das ist auch sehr wichtig, aber eine gute Mischung ist am Ende entscheidend. Verlage entscheiden also auch im Buchhandel, denn fast nur die Titel welche sie gut bewerben, werden von den Buchhandlungen in hohen Mengen bestellt. Trotzdem gilt für Franziska Stocker: „Lieber kleine Mengen von einem Buch, dafür viele verschiedene und nicht bloss auf Hypes und Bestseller setzten! Eine grosse Auswahl gibt jedem Kunden die Möglichkeiten etwas für sich zu finden.“


Mit diesem Statement möchte ich diesen Artikel gerne beenden und würde mich freuen, eure Meinung zu dem Thema zu hören. Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie euch der Beitrag gefallen hat und ob ihr etwas Neues lernen konntet. Ich persönlich habe beim Gespräch mit Franziska Stocker sehr viel Neues gelernt und möchte mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei ihr und dem Kulturhaus Bider & Tanner bedanken!


Kommentare

13 Antworten zu „Wie kommt ein Buch in die Buchhandlung? | Sonntagsgedanken #30“

  1. Ein sehr interessanter Beitrag. Irgendwie finde ich es schade, dass Verlage da so viel Macht haben – aber ich verstehe den Gedanken der Buchhandlungen.
    Dann kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass der Bider & Tanner meine beiden Bücher ins Sortiment aufgenommen hat! *~*

    1. Danke! Ich fand es auch sehr interessant. Bider & Tanner macht seine Arbeit super und bietet auch kleineren Autoren Platz im Regal, aber schlussendlich müssen die Bücher eben auch verkauft werden…

  2. Hallo Josia,

    ein unglaublich interessanter Beitrag, der mal hinter die Kulissen des Buchhandels blicken lässt!
    Ich habe letzte Woche mal eine Buchladentour durch Köln gemacht auf der Suche nach Geheimtipps und bin auch in kleinen Buchhandlungen fündig geworden, es gab da echt ein paar, die die perfekte Balance zwischen Bestsellern und Geheimtipps gefunden haben und mich bei einer tollen Beratung von dem ein oder anderen überzeugen konnten – dazu habe ich auch einen Post verfasst 🙂
    “Totenweg” hat mir übrigens richtig gut gefallen, ich war letztes Jahr auf einer Krimilesung, auf der auch Romy Fölck ihr Buch vorgestellt hat – eine unglaublich sympathische Autorin!

    Liebe Grüße
    Ricy

  3. Hey Josia,

    ein ehrlicher Beitrag, der mir zeigt, warum die Großen im Endeffekt alles im Regal liegen haben und die Kleinen nicht. Es hängt nicht nur mit dem Platzmangel zusammen.
    Trotzdem hat der Kunde die Möglichkeit seinen Wunsch immer zu äußern. Manchmal vergesse ich das leider und verschwinde aus dem Buchladen ohne nachgefragt zu haben, warum ich das gewünschte Buch hier gerade nicht auffinde.

    Liebe Grüße
    Tina

    #litnetzwerk

    1. Hey Tina

      Danke schön! Ich fand das Gespräch mit der Buchhändlerin so interessant und habe selbst auch ganz viel Neues lernen dürfen.
      Genau! Es ist wichtig, dass man als Kunde nach Büchern fragt, welche nicht da sind. Interesse kann dazu führen, dass das Buch später in der Buchhandlung ausliegt.

      Liebe Grüsse und danke für deinen Kommentar

      Josia

  4. Lieber Josia,
    ein wirklich interessanter Beitrag und es ist wichtig so etwas auch einmal zu wissen.
    Ich musste ein wenig schmunzeln als ich das Buch “Toten Wege” gesehen habe. Auf der Leipziger Buchmesse hatte ich einen Termin beim Verlag und saß lustigerweise neben der Autorin, aber das wusste ich nicht. Mir wurde gerade das Buch vorgestellt und ich so: “Jaa…Ich bin nicht so der Krimi-Fan” und die Verlagsmitarbeiterin leise zu mir: “Julia…Die Autorin sitzt neben dir…”.
    Es war mir sooo unangenehm, haha.
    Alles Liebe,
    Julia

    #litnetzwerk

    1. Liebe Julia

      Ja, ich habe auch so viel neues gelernt!

      Ich glaub dir, dass das unangenehm war, aber ist ja nicht schlimm

      Die Autorin ist übrigens eine ganz sympathische, wie sie im Interview mit mir bewiesen hat.

      Liebe Grüsse

      Josia

  5. Super informative Biitrag – wie immer! Het Spass gmacht zum lese. ☺️

    1. Danke vielmol das freut mich sehr!

  6. Sehr spannender Beitrag! Ich habe vor kurzem mal eine Tour durch die Buchhandlungen Freiburgs gemacht und bemerkt, wie viele tolle kleine Schatzenkammern es denn abseits der großen Ketten wie Thalia oder ähnliches gibt. Mir ist an einer Buchhandlung durchaus wichtig, dass sie einen gewissen Stempel hat, eine eigene Geschmacksrichtung vertritt und nicht nur eine Ansammlung an verschiedenen Themen beinhaltet. Natürlich ist eine große Auswahl auch schön, ein angenehmes Flair und gute, individuelle Beratung auch abseits der Bestsellerlisten ist mir aber wichtiger! Außerdem finde ich es sehr schade, dass Selfpublishern keine Plattform in Buchhandlungen geboten wird. Ich kann natürlich verstehen, dass das immer ein gewisses Risiko birgt, ich habe aber schon von kleinen Buchhandlungen gehört, die die Bücher von unbekannten Seldpublishern im Voraus nicht kaufen sondern praktisch eine Rücklaufgarantie haben, falls sich das Buch nicht verkaufen sollte. Also ich bin immer ein wenig kritisch was einkaufen nach Bestsellerlisten angeht. Da gehen einem manchmal tolle Schätze durch die Lappen.

    Liebe Grüße
    Sophia

    1. Hallo,

      Zuerst einmal danke vielmals!
      Es ist schön, wenn Buchhandlungen Geheimtipps haben, aber wir als Bücherliebhaber vergessen, dass der “normale” Kunde durchaus Bestseller liest oder das Buch, welches gerade in der Zeitung besprochen wurde etc. Der “normale” Kunde will gerne die Bücher lesen, welche auch seine Freunde lesen und das sind nunmal oft Bestseller. Das ist einerseits Schade, andererseits funktioniert die Buchwelt so. Selfpublisher Titel sind für Buchhandlungen ein grosses Risiko, besonders wenn der Autor/die Autorin noch keinen Namen hat. Oftmals können die Bücher nämlich nicht zurückgeschickt werden.
      Ich bin für eine gute Mischung in den Buchhandlung, aber am Ende entscheidet der Kunde selbst immer mit, denn das was er kauft, wird auch in Zukunft bestellt.

      Liebe Grüsse
      Josia

  7. ich habe zwar nichts neues gelernt aber toll war der beitrag trotzdem hast du gut gemacht.

    1. Wenn du was neues gelernt hättest, wär das auch nicht gut gewesen DANKE!

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