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Interview: Andreas Eschbach (Teil 2)

Hier geht’s zum ersten Teil: Interview Andreas Eschbach (Teil 1)

© Olivier Favre

Wir kommen nun zu Ihrem Handwerk der Schreibkunst. Sie nehmen in Ihren Büchern gerne wissenschaftliche Aspekte dazu. Zum Beispiel in „Aquamarin“ mit den Genmutationen oder in „Teufelsgold“ mit der Alchemie. Wie recherchiert man so etwas? Wie lösen Sie Dinge, die noch nicht mal erfunden wurden?

Wissenschaftler spekulieren sehr gerne. Es gibt neben dem sicheren Wissen immer noch einen Teil, wo Wissenschaftler überlegen, wie es sein könnte. Auf solche Spekulationen stößt man ziemlich leicht, wenn man sich ein wenig mit Wissenschaft befasst. Es herrscht kein Mangel an Anregung und in der Schule habe ich auch ganz gut mitgemacht. Naturwissenschaft war mal mein Lieblingsfach, und deshalb kann ich da ganz gut mit spekulieren. Alles jedoch im vertretbaren Sinn.

Worin sehen Sie den Unterschied beim Schreiben eines Jugendromans und eines Buchs für Erwachsene?

Der Unterschied ist gar nicht so groß. Im Jugendbuch braucht es einfach einen jugendlichen Helden, welcher Abenteuer erlebt. Da sind gewisse Themen unpraktisch: Ehe, Scheidung etc. Alles andere ist gleich, vielleicht weniger Gewalt und Sex, aber ansonsten muss es eine logische Geschichte und Spannung haben. In einem Jugendroman würde ich vielleicht mehr darauf achten, im Bereich der Wissenschaft zu bleiben, aber auch nur begrenzt. In „Aquamarin“ hat Saha Kiemen und kann deshalb unter Wasser atmen. Das ist heutzutage noch gar nicht möglich. Deshalb habe ich die Geschichte auch 150 Jahre in der Zukunft angesiedelt. Genauso wie bei vielen meiner anderen Bücher wie z.B. „Das Marsprojekt“, welches auf dem Mars spielt, weiche ich so der Wissenschaft aus.

Die Charaktere in Jugendbüchern müssen natürlich auch sprechen, achtet man als Autor besonders auf die derzeitige Jugendsprache?

Verlage, die Jugendbücher rausbringen, warnen die Autoren meist, keine Jugendsprache zu verwenden. Das, was heute noch IN ist, ist in drei Jahren OUT. Bestimmte Ausdrücke sind dann unpassend. Änderungen in der Jugendsprache kommen schnell und deshalb verwende ich sie auch nicht. Meine Geschichten spielen meist auch an ungewöhnlichen Orten mit seltsamen Charakteren und deshalb ist es egal, wie meine Charaktere sprechen. Außerdem habe ich in meinem Umfeld auch gar keine Jugendliche mehr. Mein Sohn ist über dreißig und deshalb bekomme ich die Jugendsprache nicht mehr mit und weiß nicht, was in ist.

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf und welche Herausforderungen erleben Sie in ihm?

Jedes Buch ist eine neue Herausforderung. Es gibt keine Routine. Manchmal denkt man sich: „Warum habe ich mir jetzt bloß dieses Buch als nächstes ausgesucht?” Der Beruf ist dann schön, wenn man gerne schreibt. Wer berühmt werden will, muss zum Fernsehen. Nur da wird man richtig berühmt.

© Olivier Favre

Sie sagen: „Warum habe ich mir jetzt bloß dieses Buch als nächstes ausgesucht?” Bedeutet das, dass sie viele Buchideen haben und diese versuchen abzubauen? In „Teufelsgold“ beispielsweise steht in der Danksagung, dass Sie 1996 bereits eine Wohnzimmerlesung der ersten beiden Kapitel hatten. Heißt das, Sie haben an diesem Buch bereits zwanzig Jahre geschrieben?

Man kann es so formulieren, es erweckt jedoch einen falschen Eindruck. Es ist nicht so, dass das Manuskript bereits seit Jahren in mehreren Fassungen in der Schublade liegt. Ich hatte einfach ziemlich lange den ersten Teil der Geschichte fertig und habe über die Jahre alles weiterentwickelt. Nebenbei sind immer wieder neue Ideen dazugekommen. Das ist aber typisch bei mir. Ich habe viele Bücher, an welchen ich über zehn Jahre gearbeitet habe.

Wir sind fast am Ende meines Interviews angekommen. Es war höchst interessant, ich danke Ihnen. Nun noch meine Schlussfrage;
Auf Ihrer Webseite haben Sie eine wunderbare Liste an Schreib- und Überarbeitungstipps. Doch am Ende meiner Autoren Interviews ist es zur Gewohnheit geworden, dass die Autorin oder der Autor meinen Bloglesern noch einen Schreibtipp geben:

Außer dem Tipp, sich meine Webseite anzuschauen, ist das Wichtigste, dass man weiß, dass die erste Fassung bloß ein Gerüst für den eigentlichen Text ist. Man sollte mindestens so viel Zeit wie man für das Schreiben der ersten Fassung benötigt hat, auch ins Überarbeiten stecken. Das ist oft die Problematik bei den Self-Publishern. Es ist zu einfach, ein Buch zu veröffentlichen. Man kann um fünfzehn Uhr fertig sein und es eine Stunde später schon hochladen. Diese Verlockung ist groß und ich rate, das Manuskript lieber nochmal zur Seite zu legen. Im Verlag überarbeitet man dann sogar noch die Überarbeitung. Eine anstrengende Zeit, wenn man über einzelne Wörter diskutiert und Sätze minimal verändern muss. Aber danach merkt man dann auch, dass der Text wirklich besser geworden ist. Man schadet sich selbst damit, wenn man einen Text zu früh rausgibt. Wenn man einen Verlag sucht und nur Absagen bekommt, dann liegt das meistens daran, dass nicht jeder gleich gut schreiben kann, besonders nicht so schreiben kann, dass der Leser es auch gerne liest. Das ist der Schlüssel.

Ich hoffe euch hat das Interview gefallen! Kennt ihr Andreas Eschbach und seine Bücher?

Von welchem Autor würdet ihr gerne ein Interview lesen? 


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