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Musik auf dem Rhein oder das letzte Konzert 2021

Das ImFluss Festival hat seit Jahren eine Tradition in Basel. Dabei verwandelt sich der Rhein in eine Bühne für Musik aus der Schweiz. Trotz Corona konnte die Veranstaltung als eine der wenigen in diesem Sommer durchgeführt werden. Wie viele andere war es auch für mich das letzte Konzert.


16. September 2020 – ich sitze wie an vielen Nachmittagen in diesem Herbst im Café Mitte und arbeite an einem Projekt für meinen Blog. Es ist ein ruhiger Nachmittag im Café, die wenigen Stimmen nehme ich nicht wahr, aus meinen Kopfhörern klingt eines meiner geliebten Popalben, auf meinem Bildschirm ein Text, der noch fertig werden sollte. Ich bin vertieft in meinen Gedanken, da wandert mein Blick auf die kleine Uhr am Bildschirmrand. Schon 20:55? Ich springe auf und packe meine Sachen zusammen. Um 21 Uhr beginnt schliesslich das Konzert der Basler Soulmusikerin Nicole Bernegger und da ich ihr neues Album «Alien Pearl» zu meinen liebsten Alben 2019 zähle, will ich dieses Event auf keinen Fall verpassen. Zumal sie mich im Vorjahr bereits an der Baloise Session mit ihrer Stimme weggehauen hat.

Die Luft draussen ist kühler als ich es mir gewohnt bin, trotzdem fahre ich mit meinem Fahrrad zur Mittleren Brücke. Bereits als ich über den Rhein fahre, höre ich die Musik. Ich bin zu spät. Das Konzert hat bereits angefangen, aber das ist kein Problem. Das ImFluss Festival ist ein Kommen und Gehen. Also stelle ich mein Fahrrad in einen der vielen Ständer und laufe dann runter ans Rheinufer. Wie alle anderen Besucher*innen trage auch ich eine Maske. Am Eingang werden die Personen gezählt, mehr als 1000 Personen dürfen es nicht sein. Es scheint mir sicher, ich hoffe, dass alle die Massnahmen einhalten und suche mir einen Platz, an dem ich genug sehen und trotzdem Abstand zu den anderen halten kann. Währenddessen klingt Nicole Berneggers Powerstimme bereits über den Rhein. Die Stimmung ist heiter, die Songs sind trotzdem zu unbekannt, als das jemand mitsingt. Warum bin ich der Einzige, der die Texte kennt? Es ist nicht das erste Mal, dass ich allein an einer Veranstaltung bin und trotzdem fühle ich mich dieses Mal besonders verloren. Die Bühne, die auf einem Floss auf dem Rhein schwimmt, die Menschen, die nicht wie sonst auf Konzerten gewohnt dicht aneinander stehen, sondern Abstand halten und die Dunkelheit nehmen wir das typische Konzertfeeling.

IMFLUSS Festival Basel | 27.7.―14.8.21
(C) ImFluss

Glücklich bin ich trotzdem. Endlich mal wieder Livemusik und dann erst noch von so einer genialen Musikerin. Nicole Bernegger rockt die Bühne als wäre es das Zürcher Hallenstadion und auch wenn das Publikum, ganz typisch für die älteren Generationen der Schweiz, eher zurückhaltend ist, lockern sich nach und nach immer mehr. Ein junger Mann aus Lateinamerika beginnt zu tanzen und andere steigen mit ein. Währenddessen gehen die Helfenden des Festivals durch das Publikum und sammeln Spenden ein. Wie auch die Jahre davor ist auch während Corona die Livemusik kostenlos und wird durch eine Kollekte finanziert. Ich krame selbst eine zwanziger Note hervor und reiche sie dem Mann im Rollstuhl, der sich bedankt. Während ich meinen Blick wieder auf die Bühne wende, frage ich mich, ob ich sonst wohl auch so viel gegeben hätte. Wahrscheinlich nicht, aber zu lange habe ich kein Konzert mehr besucht und zu viele Social Media Posts über die Krisensituation der Musikbranche gelesen.

Nach einer Stunde ist dann auch schon wieder Schluss. Nicole Bernegger verabschiedet sich traurig, erwähnt nochmals, wie dankbar sie ist, endlich wieder für andere Menschen Musik zu machen und dass sie sich gerne noch bisschen mit einigen unterhält, Fotos macht oder CDs signiert. Ich überlege nach Hause zu fahren, schliesslich ist am nächsten Tag wieder Schule, es ist noch kühler geworden und es scheint viele Menschen zu geben, die Nicole gerne einmal persönlich treffen wollen. Trotzdem beschliesse ich noch bisschen zu warten und mein Glück zu versuchen. Denn wenn ich etwas während Corona nochmals deutlich gelernt habe, dann das sich jeder Mensch über ein ehrliches Kompliment freut.

Also stelle ich mich an und erlebe wieder einmal hautnah, wie wenig Respekt andere Menschen haben. Da wird gedrängelt, kein Abstand gehalten und inmitten Nicole Bernegger, die nicht so recht weiss, wie sie mit der Situation umgehen soll. Normalerweise wäre das alles kein Problem, aber jetzt mit Corona? Trotzdem macht die The Voice-Gewinnerin Fotos und signiert ihre neue Platte.

Während ich anstehe komme ich ins Gespräch mit einer freundlichen Frau, die sich als Berneggers Managerin entpuppt. Sie erzählt, wie hart das Jahr bisher war und wohl auch bleiben wird, wenn sie die Situation nicht bessert. Trotzdem versucht sie optimistisch zu sein. Irgendwann fragt sie, was ich in meinem Leben mache und ich erzähle ihr von meinem Blog. Am Ende ist sie so begeistert, dass sie mir anbietet, dass ich beim nächsten Albumrelease eingeladen wäre und vielleicht sogar etwas mit Nicole drehen könne. Eine gelungene Überraschung und nach dem ich fast eine halbe Stunde gewartet habe, hat dann auch die letzte Person ein Foto gemacht und ich finde endlich Zeit, der Basler Musikerin zu erzählen, wie sehr mir ihr neues Album, der Liveauftritt und ihre Musik im Allgemeinen gefällt. Die Freude in Nicoles Gesicht ist echt. Sie strahlt, bedankt sich und wir reden mehrere Minuten über Musik, die aktuelle Situation und auch sie scheint sich an mich zu erinnern. Tatsächlich kenne sie meinen Instagramseite, da ich sie da schon einmal verlinkt habe und am Ende gehe ich glücklich nach Hause. Ein Abend, der trotz der schwierigen Situation und des fehlenden Konzertfeelings viel Freude in mir ausgelöst hat.


Nicole Berneggers Album «Alien Pearl» ist überall zum Kaufen, Downloaden und Streamen erhältlich.


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