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“Mich haben Abgründe schon immer fasziniert!” | Kurzinterview mit Alice Gabathuler

Am 19. September wird meine Lieblingsautorin Alice Gabathuler in der Bibliothek zum Chutz eine Lesung zu ihrem neuen Jugend-Thriller abhalten. Die preisgekrönte Schweizer Autorin hat mir einige Fragen beantwortet.

In “Hundert Lügen” erzählst du die Geschichte von Kris und Manon. Geschwister, welche im Kinderalter einem traumatischem Vorfall zum Opfer gefallen sind. Wie kam es dazu, dass du ein Kinderverbechen in den Mittelpunkt deines neuen Thriller stellst?
Auslöser zu diesem Buch ist ein Song: Dragon von der Band “The Beauty of Gemina”. Sowohl der Text als auch die Musik sind mir tief unter die Haut gegangen und mir war schnell klar, dass ich zu diesem Lied eine Geschichte schreiben wollte. Da ich weder im Märchen- noch im Fantasy-Bereich zuhause bin, musste ich mir zum Drachen und der Prinzessin etwas einfallen lassen. So kam die Idee, dass die beiden jugendlichen Hauptpersonen als Kind zusammen Drachen und Prinzessin gespielt haben. Das Verbrechen gründet auf der Zeile „and I’m wearing a scar“, also „ich trage eine Narbe.“ Ich habe mir dann überlegt, woher die Narbe stammen könnte und so hat die Geschichte ihren Lauf genommen.

Ich habe schon viele Bücher aus deiner Feder gelesen und eine Gemeinsamkeit gab es tatsächlich zwischen all den Jugendthrillern. Du wählst oft Jugendliche mit traumatischen Erlebnissen als Protagonisten. Welchen Grund gibt es dafür? Eignen sie sich einfach für deine Geschichte oder steckt mehr dahinter?
Zu meiner Ehrenrettung etwas vorneweg: Viele meiner Protas kommen zwar aus schwierigen Verhältnissen und haben zum Teil auch einen gehörigen seelischen Rucksack zu tragen, der sie prägt, doch traumatisiert sind die wenigsten. Aber es stimmt: Ich mag die seelischen Abgründe. Dafür, dass ich Krimis und Thriller schreibe, sterben in meinen Büchern extrem wenige Leute. Mich interessiert viel mehr, wie Menschen mit ihren Abgründen und Verletzungen leben. Was ich herausgefunden habe: Menschen, die problemlos Fantasy-Gemetzel aushalten (zum Beispiel das sinnlose Abschlachten Jugendlicher wie zum Beispiel in Tribute von Panem), sind tief getroffen von den Geschichten meiner Romanfiguren und finden sie auch schon mal zu hart. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man sich bei Fantasy sagen kann „ist ja nicht real“, während meine Geschichten tatsächlich so passiert sein könnten. Sie fallen sozusagen ohne jeden Filter mitten in das Leben der LeserInnen hinein.
Dann ist es natürlich auch so, dass Thriller und Krimis von den inneren Abgründen der Figuren leben. In diesen Abgründen liegen die Ursachen für das Handeln und die Motive der Täter; Opfer landen nach einer Tat oft in einem seelischen Abgrund, und für die Menschen, die die Taten auflösen, sind die körperlichen und seelischen Verletzungen der Opfer der Antrieb für die Suche nach dem Täter.
Wenn du mit der letzten Frage auf meine persönlichen Abgründe anspielst: Ich habe das grosse Glück, eine seelisch heile Person zu sein. Mir sind nie solch schlimmen Dinge passiert wie meinen Protagonisten. Mich haben Abgründe jedoch immer fasziniert – und vielleicht lebe ich als Autorin in meinen Geschichten meine dunkle Seite oder meine tiefsten Ängste aus.

Du schreibst nicht nur viel, du liest sicher immer wieder auch ein Buch. Welches Buch konnte dich bisher am meisten überzeugen? Und welches Genre bevorzugst du?
Ich mag das, was ich selber schreibe: Krimis und Thriller. Ausserdem liebe ich witzig-schräge Bücher. Mindestens die Hälfte meiner Lektüre sind Jugendbücher aus diesen Bereichen. Es gibt immer wieder Bücher, die mich restlos überzeugen, deshalb ist es schwierig, einen Titel herauszupicken. Carol O’Connell war mit ihrer Serien-Romanfigur Kathy Mallory eine riesige Inspiration, als ich mit dem Schreiben begann. Kevin Brooks trifft mit seiner Art zu schreiben mitten in mein Herz. Rolf Lappert hat mich mit seinem Pampa Blues verzaubert und in den Bann gezogen. Und gerade kürzlich habe ich eine Autorin für mich entdeckt, die mich mit ihrem Schreibstil schlicht umgehauen hat: Ich habe Blaue Nacht von Simone Buchholz gelesen und danach sämtliche Bücher der Autorin gekauft (die ich zurzeit atemlos und beinahe gierschlundig verschlingen.

Und schon gespannt auf das Buch? Alle sind herzlich eingeladen am 19. September um 18:30 die Lesung zu besuchen und sich von Alice Gabathulers Geschichten fangen zu lassen. Ich würde mich freuen euch zu sehen.


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