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“Kein Platz für einen Helden” | Interview Andreas Eschbach

Türchen 22 von #XMASWITHJOSIA18

Andreas Eschbach ist seit über 20 Jahren einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren, sein letztes Buch NSA hat es wieder einmal auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft & befasst sich zudem mit einem brisanten Thema. Was wäre, wenn es im dritten Reich schon Computer gegeben hätte? Ich habe den Autor auf der Buchmesse zu einem Interview getroffen & dieses Gespräch zählt für mich zu den Interessantesten, die ich bisher mit einem Autor/einer Autorin geführt habe. Bleibt also dran, denn am Ende gibt es auch noch ein Exemplar von NSA zu gewinnen.

Bevor ich aber mit dem Interview beginne. Vor zwei Jahren habe ich Andreas Eschbach bereits einmal getroffen. Mein allererstes Liveinterviews und im Nachhinein bin ich unendlich beeindruckt und dankbar, dass sich ein so erfolgreicher Autor Zeit für einen 14-jährigen Buchblogger genommen hat. Genauso dankbar bin ich, dass er zwei Jahre später einem weiteren Interview zugestimmt hat.


Nach zwei Jahren ist mit NSA ein neues Buch für Erwachsene erschienen. Besteht da ein gewisser Druck, dass sie wieder einen Bestseller landen müssen?

Nein, eine Erwartungshaltung im Verlag ist nicht vorhanden. Zumindest nicht so, dass die zu mir kommen und sagen «Eschbach, schreib doch mal einen neuen Bestseller». Was Marketing mässig gemacht wird, entscheidet sich jeweils dann, wenn ich das Buch abgegeben habe. Bastei Lübbe hat lange gar nicht gewusst, was ich schreibe, da ich das ganz gerne geheimbehalte. Aber als ich es dann erzählt habe, war schon eine ziemlich grosse Begeisterung spürbar. So dass dann auch dementsprechend grosse Marketingmassnahmen ergriffen wurden.

© Olivier Favre

In unserem letzten Interview haben Sie erzählt, dass «Teufelsgold» über zwanzig Jahre unveröffentlicht in der Schublade lag. Wie ist das mit NSA?

Ganz im Gegenteil zu Teufelsgold habe ich NSA sehr schnell geschrieben. Von dem Moment als ich die Idee hatte, bis zu dem Moment wo ich das Buch fertig geschrieben habe, war das eher eine Schlittenfahrt ins Ziel. Das einzige was mich gebremst hat, war dass ich so viel recherchieren musste und dass ich mir nicht das vergnüglichste Thema ausgesucht hatte.

Recherchieren ist ein gutes Stichwort. NSA ist Historik vermischt mit ihrer Fantasie. Wie schafft man es eine gewisse historische Korrektheit beizubehalten und eben trotzdem ein Gedankenspiel auszuführen?

Ich habe mir überlegt, wie es gewesen wäre, wenn man damals das Volkstelefon erfunden hätte. Das Handy für jedermann. Ich habe mir versucht vorzustellen, wie die Computer ausgesehen haben könnten. Diese Thematik in diese Zeit zu versetzen. Also auch die Begriffe zu verändern, die Designs & Bauweise an damaligen Wissensstand anzupassen.

In ihren Erwachsenenromanen wählen Sie immer wieder unsympathische, fehlerhafte Charaktere. Bereits in Teufelsgold ist mir das aufgefallen, aber in NSA wird das mit dem Protagonisten Eugen Lettke nochmals bestätigt. Warum haben Sie keinen Helden ins Leben gerufen, der mit diesen Daten etwas Gutes machen könnte?

Um diesen Aspekt ging es mir eben besonders. Was man im schlimmsten Fall mit diesen Daten machen könnte. Zum einen ein Staatsangestellter, der rücksichtlos Daten für seine eigenen Interessen ausnutzt. Der Staat insgesamt natürlich, welcher gezielt Bevölkerungsteile überwacht und umbringen lässt. Da war dann kein Platz für einen Helden.

Der Roman spielt zwar in der Vergangenheit, ist aber trotzdem sehr aktuell. Gerade wenn man Deutschland oder allgemein die Welt beobachtet, ist sichtbar, dass rechtsextreme Parteien einen Aufschwung erleben. War das für Sie ein Grund, weshalb Sie dieses Buch geschrieben haben oder lag der Fokus klar auf der Datenüberwachung?

Die politischen Entwicklungen kommen erschwerend hinzu. Das Buch wäre auch aktuell, wenn die rechtsextremen Bewegungen nicht so stark wären. Das was theoretisch möglich ist, bleibt ja gleich. Es stimmt schon: das Buch ist nicht wirklich ein Buch über die Nazizeit, sondern viel mehr eines über die heutige Zeit mit der Frage «Was wäre wenn ein totalitärer Staat die Leute mit Daten komplett überwacht und verfolgt?»

Wie gehen Sie mit Datenüberwachung um?

Ich habe schon immer sehr darauf geachtet, was für Spuren ich im Internet hinterlasse. Mir war und ist auch bewusst, was es heisst etwas im Internet zu publizieren. Ich bin ein Mensch, der bis zu einem gewissen Grad eine öffentliche Existenz hat. Sprich nicht gänzlich anonym, aber ich habe zum Beispiel kein Handy. Bin weder bei Facebook oder Instagram und benutze Twitter mehr als Zeitvertreib und poste nicht meinen gesamten Alltag.

Das Buch enthält im Gegensatz zu den meisten Ihrer anderen Erwachsenenromanen keine übernatürlichen Elemente. War das für Sie auch so ein Schritt, dieses Übernatürliche aussen vor zu lassen um einen ernsthafteren, realistischeren und vielleicht auch beängstigenderen Eindruck beim Leser zu hinterlassen?

Das ist gut beobachtet. Es hat zwar das fantastische Element, was wäre wenn man die Computer bereits so früh entwickelt hätte. Ich versetze diese Erfindung zurück, aber der Rest bleibt zeitgemäss. Natürlich hätte sowas die Geschichte verändert, aber so gibt es im Buch noch kein Plastik oder andere Kunststoffe. Das ist zwar im Grunde ein fantastisches Element. Aber halt kein Fantasy oder Sci-Fi und dadurch wird’s ernsthafter.

Es gab zwischen der Protagonistin Helene und ihrem Liebhaber Arthur immer wieder Gespräche darüber, wie Deutschland ohne Computer aussehen würde. Arthur behauptet dann immer wieder genau das, was ja in Wirklichkeit auch geschehen ist. Weshalb haben Sie diese Dialoge eingebaut?

Das soll zeigen, dass wir uns in einem anderen Geschichtsverlauf befinden und gleichzeitig trotzdem eine innere Logik haben.

Als Start der Geschichte haben Sie die Entdeckung von Anne Frank mithilfe von Daten gewählt. Weshalb genau dieser historische Moment? Hatten Sie da keine Angst, wie die Leser reagieren werden?

Der absolute Schockeffekt zum Start um wirklich zu zeigen, was man mit Daten alles anstellen kann. Da wollte ich nicht irgendeine jüdische Familie, sondern eben die Familie Frank. Bei der ja immer noch unklar ist, wie genau sie entdeckt worden ist. In echt ist erst viel später entdeckt worden. Im Buch wird sie bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn entdeckt & das Tagebuch vernichtet. Das verdeutlicht die Tragweite der Datenüberwachung.

Nachdem wir nun über Ihr neues Buch gesprochen haben, würde ich gerne Ihre Meinung zu einbrechenden Zahlen in der Buchbranche hören? Wie sehen Sie das als Autor, welcher das Glück hat länger als nur paar Monate in den Buchhandlungen zu stehen? Und was sagen Sie zu der Aussage “Massenveröffentlichung”?

Es ist tatsächlich so, dass immer mehr veröffentlicht wird. Eine Massenveröffentlichung bei den B-Titeln, sprich diesen Büchern, welche nicht so stark oder kaum beworben werden. Die bekommen kaum eine Chance in der Branche, wenige Monate in der Buchhandlung, vielleicht verkauft es sich vielleicht nicht. Das ist blöd für die Autoren und die Strategie der Verlage habe ich auch noch nicht ganz begriffen. Zumal heute ja auch die Möglichkeit besteht Bücher unbegrenzt lange erhältlich zu halten mit der Print-On-Demand Verfahren.

Aber das war schon in den 90ern so. Wenn irgendwo Umsatz verloren geht, als Gegenmassnahme mehr veröffentlicht worden ist. Das ist ein komischer Ansatz. Im Prinzip erhöht man damit nur die Qual der Wahl für den Verkäufer und bei Büchern ist es ja so, dass man ein Buch nicht durch ein anderes ersetzen kann.

Es gibt immer mehr AutorInnnen, welche selbst Werbung für Ihre (Verlags)Bücher machen müssen, wenn Sie Bücher verkaufen wollen. Sie dagegen sind da ein sehr klassischer Autor, welcher das Marketing komplett dem Verlag überlässt. Weshalb ist das bei Ihnen anders?

Das mit der Werbung ist in der Buchbranche bisschen ungewöhnlich. Wenn ein Verlag Werbung für das neue Buch von Bestsellerautor XY macht, macht er im Prinzip Werbung für sich selbst. Er schmückt sich mit diesem Namen. Es wird Werbung gemacht für Bücher & Autoren, die sowieso schon jeder kennt. Der neue Harry Potter oder Dan Brown muss nicht beworben werden. Trotzdem machen es die Verlag um sich sozusagen mit den Erfolgen zu schmücken.

Generell muss man sich als Autor trotzdem auf irgendeine Weise verbinden. Sei es über Social Media oder als Briefe. Das kann man heute eindeutig besser als früher. Es geht einfach nicht, dass ein Verlag jedes Buch gleich stark bewirbt. So viel Geld ist nicht vorhanden. Ein spannender Vergleich ist die Automobilbranche: da wird enorm viel Geld für Werbung ausgegeben. Wenn man sich dann so ein Autor für 40’000 Euro kauft, zahlt man etwa zwei bis drei Tausend Werbeanteile. Sprich man bezahlt einen Teil des Werbespots. Bei solchen Preisen geht das, aber ein Buch kostet vielleicht 10-20 Euro. Die Hälfte geht an den Buchhandel, da bleibt nicht mehr viel fürs Marketing übrig, wenn Autor und Verlag noch was verdienen wollen.

Welche projekte erwarten uns in der Zukunft von Ihnen?

Im Frühjahr erscheint ein ganz besonderes Projekt bei Fischer TOR. Das ist ein Perry Rhodan Roman, in dem ich die Vorgeschichte zu dieser erfolgreichen Sci-Fi Serie erzähle.

Im Hebrst 2019 folgt Band 3 der Meermädchen-Reihe mit dem Titel UltraMarin & in zwei Jahren wird es wieder ein Buch bei Lübbe geben. Da bin ich aber selbst noch am überlegen, welche Idee ich da umsetze.


Und an dieser Stelle nochmals danke an Andreas Eschbach, sowie Bastei Lübbe, dass ihr so viel Vertrauen in mich habt & mich bei Aktionen wie diesem hier so unterstützt!


Gewinnspiel:

Das Interview hat jetzt sicher Lust auf NSA gemacht. Das coole ist, dass ich gemeinsam mit Bastei Lübbe ein Exemplar an euch verlose. Ich hoffe, ihr freut euch genauso, wie ich mich? Wer teilnehmen & dieses geniale Buch lesen will, muss die Gewinnspielfrage beantworten & die Teilnahmebedingungen erfüllen.

Gewinnspielfrage: Warum wollt ihr gewinnen?


Kommentare

20 Antworten zu „“Kein Platz für einen Helden” | Interview Andreas Eschbach“

  1. Avatar von Sandra H.

    Dein Interview hat mich neugierig gemacht, zudem gefällt es mir auch Bücher mit einem historischen Kontext zu lesen.

  2. Ich habe deine Rezension zu diesem Buch gelesen und bin begeistert von der Idee. Mich interessieren sowohl die historischen Fakten, als auch die modernen Überlegungen.

  3. Weil ich super gerne neue Dinge kennenlerne und dies die perfekte Möglichkeit ist.

  4. Die Idee des Buches finde ich ultra interessant! Ausserdem habe ich schon viele unterschiedliche Meinungen dazu gehört und würde mir gerne selbst ein Bild davon machen.

  5. Avatar von Seraina Traub
    Seraina Traub

    Mega tolls Interview Josia! Mer gseht eifach immer wieder wie viel Müeh und Herz dehinter steckt bi dir! ☺️ Ich muess ehrlich sege, das ichs gern lese würd, da ich nume guets ghört han und das Interview mich grad no meh dezue bracht het neugierig druf z‘werde! 🙂

  6. Das Buch habe ich schon oft in Fotos und Videos entdeckt, aber sonst noch nichts von der Handlung gelesen. Dank deinem Interview bin ich super neugierig auf das Buch geworden.

  7. sehr spannend zu lesen dieses Interview! Wir hinterfragen allgemein zu wenig denke ich.

  8. damit ich neuen Lesestoff habe 🙂

  9. Avatar von Riekje Schmid
    Riekje Schmid

    Weil es zum nachdenken anregt

  10. Ich möchte das Buch nicht gewinnen, weil ich sowieso schon Fan von Eschbach bin und es selbst kaufen und auch verschenken werde. Aber ich freue mich über das schöne Interview und kann nur jedem empfehlen Bücher von Andreas Eschbach zu lesen, vor allem “Eine Billion Dollar”. Keine SF, spannend und voller Einsichten die davor (2001) nicht hatte und immer noch aktuell.

  11. weil ich auch gerne mit wieder ein Neues Buch zum Lesen hätte

  12. Avatar von finkenrain

    weil ich auch mal gerne gewinnen möchte

  13. Hallo lieber Josia,

    ich muss gestehen – auf diesen Beitrag habe ich ganz besonders hingefiebert, seitdem ich gesehen habe, dass das Buch Teil deines Adventskalenders sein wird. Warum? Weil ich finde, dass die Idee dahinter ebenso erschreckend wie genial ist. Insbesondere „Was wäre wenn“-Geschichten faszinieren mich nämlich sehr, dazu kommt, dass ich mich auch sehr für Geschichte interessiere. Das Buch wäre also perfekt für mich!
    Das Interview ist Dir wirklich gelungen und hat mich nun nur noch neugieriger gemacht.

    Alles Liebe,
    Isabell

  14. Ich habe das Buch schon so oft gesehen, mich aber nie wirklich damit beschäftigt… Doch neulich hat mich eine Freundin angefixt und jetzt werde ich doch langsam neugierig:)

  15. Avatar von Barbara M.

    Hallo,
    ich muss sagen, dass mich dieses Interview sehr beeindruckt hat Es ist spannend zu lesen, welche Ideen und Gedanken Herr Eschbach hat. Ich bin richtig neugierig auf seine Bücher geworden.

    Grüße
    Barbara M.

  16. Guten Morgen,
    ich würde gerne gewinnen, weil mich das Buchn schon länger interessiert, aber es bisher nicht in mein Bücherregal geschafft hat. Zwichendurch war der Plan, es als Hörbuch zu hören, aber der Sprecher gefällt mir nicht. Von daher möchte ich das Buch im kommenden Jahr gerne lesen. Ich glaube außerdem, dass es meinem Vater auch gefallen würde. Der leiht sich total gerne Bücher von mir und in letzter Zeit war mein Neuzugängeregal für ihn etwas zu liebesromanlastig.
    LG und einen schönen 4. Advent
    Yvonne

  17. Avatar von Paula Klein
    Paula Klein

    Ich finde das Interview sehr interessant 🙂 Ich muss zugeben, ich habe schon oft um, ehrlich zu sein, mein Glück versucht, was aber leider bisher aber nie so richtig geklappt hat. Und es besteht immer noch ein bisschen Hoffnung, einmal zu gewinnen.

  18. Ich möchte dieses Buch lesen, denn ich denke, dieses Thema wird in unserer heutigen Zeit immer mehr in den Hintergrund rücken. Das darf auf keinen Fall passieren, denn wenn wir nicht aufpassen, werden rechtsextreme Parteien immer stärker und es ist unglaublich schockierend, was dann (wieder) passieren könnte, vor allem jetzt, wo wir mit der Digitalisierung so weit fortschreiten.

  19. Avatar von Rosita Ubertini
    Rosita Ubertini

    Würde gerne das Buch lesen.weil es mich wunder nimmt was Herr Eschbach darüber schreibt und wie er die Dinge sieht.

  20. Schönes Interview! Ich muss sagen ich überlege mir auch oft wo das alles hinführt, «Was wäre wenn ein totalitärer Staat die Leute mit Daten komplett überwacht und verfolgt?» Stell Dir auch mal einige SiFi Romane vor, alles gar nicht so abwägig und teilweise bereits eingetroffen..ich gestehe, es mahct einem manchmal auch etwas Sorge, ich würde das Buch sehr gerne lesen, gespannt was Herr Eschbach da schreibt, seine Gedanken, Ideen. Du hast wirklich tolle Bücher im “Programm”, werde mir das eine oder andere zulegen.

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