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Idol in Flammen / Rezension

Rin Usami zählt zu den aufsteigenden Sternen am japanischen Literaturhimmel. In meiner Rezension zu «Idol in Flammen» erfahrt ihr, wie mir der Roman rund um Fankultur und ein passiv geführtes Leben gefallen hat.

Klappentext

Die Schülerin Akari ist von Masaki, einem Mitglied einer beliebten J-Pop-Gruppe, besessen. Sie schreibt einen Blog, der ihm gewidmet ist, und verbringt Stunden im Internet auf der Suche nach Informationen über ihn und sein Leben. Als Gerüchte aufkommen, dass ihr Idol einen weiblichen Fan angegriffen haben soll, explodieren die sozialen Medien. Masakis Situation spitzt sich zu und droht auch Akaris Leben zu zerstören. Anstatt einen Weg zu finden, sich zu befreien, wird Akari noch fanatischer.

Rezension

Idol in Flammen ist ein konstruiertes Werk rund um eine junge Frau, die sich in der Fankultur und in der Verehrung eines einzelnen Menschen verliert. Dabei begleiten wir die Protagonistin Akari über den Zeitraum von zwei Jahren und erleben, wie ein Skandal rund um ihr Idol, ihr Leben erschüttert und sie dazu bewegt noch mehr an ihn zu halten. Die Spirale dreht sich zu Beginn noch langsam und habe ich mich als ebenfalls begeisterter Fan einiger Künstler*innen zuerst noch erkannt in gewissen Situationen, nimmt die Obsession schnell überhand und es wird klar, Akari hat gar kein eigenes Leben mehr. Der Roman kritisiert Fankultur, allerdings nicht aus aussenstehender Perspektive, sondern aus der Fanperspektive selbst. Damit gelingt Rin Usami ein interessanter Blickwinkel, sowie eine Ambivalenz der Gefühle. Denn während wir von Freude und Aufregung über das nächste Konzert lesen, spüren wir auch die Leere und Einsamkeit, die von der Protagonistin ausgeht, welche sie sich erst am Ende eingesteht.

Der Roman ist kurz gehalten, beschreibt simple Abläufe und wenig Spektakuläres, folgt dem Leben der Protagonistin und wir mit ihr dem Leben des Musikers. Dabei wird schnell klar, wie die Maschinerie funktioniert, die dieses ewige Karussell der Fankultur am Laufen hält und dass es durchaus einige schöne Aspekte gibt. Zusammenhalt, gemeinsam geteilte Freude, Konzerte. Aber je mehr wir Akari in die Tiefen des Fankults folgen, desto sinnbefreiter wird ihr Leben. Es dreht sich alles um das Leben einer anderen Person, der Antrieb, das eigene Leben zu leben, geht verloren. So weit bis ihre Gefühle einzig davon beeinflusst werden.

Mit «Idol in Flammen» hat Rin Usami auf faszinierende Weise ein Phänomen unserer Zeit fiktional beschrieben. Viele werden dieses Buch lesen und den Unsinn hinter all dem nicht verstehen, nicht verstehen, dass dieses Passive Leben nicht bloss in einer Obsession für ein J-Pop Idol enden kann, sondern es in unterschiedlichen Formen und Kulturen der westlichen Welt stattfindet. Sei das mit Social Media, Netflix-Serien oder Sportler*innen – passives Leben nimmt einen Teil unserer aller Leben ein. Ich empfehle «Idol in Flammen» für alle, die sich mit der Thematik auseinandersetzen wollen, sprachlich ist das Buch angenehm geschrieben und die gewählte Perspektive macht das Buch durchaus zu einem gelungenen literarischen Werk.

Ich danke dem KiWi Verlag für mein Exemplar!

Bibliografische Angaben

Idol in Flammen Rezension - Kritik
Idol in Flammen Rezension

Verlag: Kiepenheuer&Witsch

Erscheinungstermin: 07.06.2023

128 Seiten

ISBN: 978-3-462-00302-4

Autorin: Rin Usami

Übersetzt von: Luise Steggewentz

 


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