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Nura - Musik muss politisch sein - Auf der Suche - neues Album - Interview

“Ich könnte gar nicht unpolitische Musik machen” | Nura – Auf der Suche

Nura ist zurück. Noch politischer als davor und mit einer klaren Message für ihre Fans «Versucht euer eigenes Ding zu finden und damit glücklich zu werden».

Die 32-jährige Rapperin Nura präsentiert ihr neues Album «Auf der Suche». Seit dem 20 August ist die Platte nun erhältlich und erzählt Nuras Geschichte. Dabei mischt sie aggressiven Rap mit gefühlvolleren Songs. Als Kind musste sie damals aus Eritrea nach Deutschland flüchten. Mittlerweile zählt Nura zu den erfolgreichsten Frauen in der deutschen Rap-Szene und hat in diesem Frühjahr an der TV-Sendung «Sing meinen Song» teilgenommen. Aktuell dreht sie eine Serie in Hamburg.

Ich habe die Musikerin per Zoom zum Interview getroffen und etwas war bereits nach den ersten Sekunden klar. Nura ist genau so locker und bodenständig, wie sie sich präsentiert. Da ist nichts aufgesetzt und die Leidenschaft für ihre Kunst hört man aus jedem Wort heraus, das sie sagt.

Nura -Auf der Suche

Der Albumtitel verrät es bereits, Selbstfindung ist ein zentraler Punkt in den Songs. Ihre Lebensgeschichte hat sie 2020 in ihrem Bestseller «Weisst du, was ich meine? – vom Asylheim in die Charts» bereits erzählt. Dabei ging es nicht nur um die Flucht ihrer Familie und das Aufwachsen in einem fremden Land, sondern auch um ihre Zeit als sie freiwillig in einem Kinderheim gelebt und sich selbst gesucht hat. «Ich habe mich sicher noch nicht komplett gefunden, aber ich glaube ich bin schon sehr weit gekommen und das, was ich erlebt habe, wollte ich auf diesem Album verarbeiten». Der Titelsong sowie der letzte Song auf dem Album sind dabei sehr persönlich und enthalten sogar Audiospuren ihrer Mutter. Für Nura sind solche Songs besonders wichtig. Genauso wie sie auf Social Media auch erzählt, wenn es ihr nicht gut geht, möchte sie sich auch in ihrer Musik ehrlich zeigen und ihren Fans Mut machen.

Gleichzeitig ist «Auf der Suche» ein politisches Album. Von Rassismus über Sexismus bis hin zu LGBTQ+ Nura möchte Nura ansprechen, was ihr wichtig ist. Toleranz, Selbstbestimmung und Pro-Sexwork kriegen aber ebenso Platz und damit gibt sich Nura wohl so politisch wie kaum jemand in der deutschsprachigen Raplandschaft. «Auf Social Media war ich schon immer politisch, aber meine Musik hat sich zu lange nur um Partymachen gedreht. Das wollte ich bei diesem Album ändern» meint sie, als sie von ihrer musikalischen Entwicklung berichtet. Das Album ist trotzdem nicht durchgehend ernsthaft. Nura nimmt Themen, die ihr wichtig sind und bricht sie dann runter, so dass es wirklich alle verstehen. Dabei geht es oft auch in die sarkastische Richtung und mit der ungefilterten Wortwahl gleichzeitig auch so direkt, dass Nuras Standpunkte ganz deutlich werden. Den ersten Song den Nura für ihr Album geschrieben hat, heisst «Fair» und ist nicht nur einer meiner persönlichen Favoriten, sondern auch ein Song, der es schafft innerhalb von zweieinhalb Minuten, die zentralen politischen Probleme in Europa zusammenzufassen.

Nura – Auf der Suche – Cr Chris Schwarz

«Ich könnte gar nicht mehr unpolitische Musik machen» erzählt sie und berichtet, wie ihr auch ehemalige Fans geschrieben haben, dass sie ihre neue Seite nicht mehr mögen und die alten Partysongs vermissen. Für Nura ist klar, wer so eine Aussage treffen kann, ist wahnsinnig privilegiert. Als Schwarze, bisexuelle Frau muss sie politisch sein und möchte ihre Plattform auch dafür nutzen und anderen eine Stimme geben, die nicht diese Reichweite haben wie sie. Dafür hat Nura Kritik einstecken müssen und mit vielen Menschen aus der Rap-Szene den Kontakt abgebrochen. Daran stört sie sich aber nicht. Genau wie sie privat ein tolerantes Umfeld haben möchte, wünscht sie sich das auch beruflich.

Nura labelt sich öffentlich als bisexuell. Sie engagiert sich nicht nur regelmässig auf Demonstrationen und auf Social Media, sie spricht auch in Fernsehsendungen über queere Themen. Das schönste für Nura ist aber der Kontakt zu ihren Fans. Manche kenne sie seit Jahren, hat sie praktisch aufwachsen sehen und Outings miterlebt. «Ich liebe, wenn ich sehe, wie sich so viele junge Fans entwickelt haben. Die sind so cool».

Für sie selbst scheint ihre eigene Sexualität kein grosses Thema zu sein. Obwohl sie in kulturellen Kreisen aufgewachsen ist, in denen Bisexualität gar nie eine Option gewesen sei, hat Nura sich in ihrer Jugend selbst gefunden und bis heute nie ein Outing gegenüber ihrer Mutter gehabt. «Wenn meine Mutter mich besuchen kommt, sieht sie, mit wem ich Zeit verbringe.» Auch wenn Nura immer wieder von Konflikten mit ihrer Mutter spricht und auf dem Album auch mehrere Songs zu dem Thema hat, ist die Beziehung zwischen den beiden mittlerweile wieder so gut, dass ihre Mutter sie sogar schon auf queere Partys begleitet hat und war tatsächlich nicht mal die einzige Frau mit Kopftuch. «Wenn meine Mutter es schafft tolerant zu sein, dann schaffen das alle anderen auch.» Nuras Freundeskreis ist bunt und vielfältig und dass zelebriert sie in ihrer Musik und an ihren Konzerten und schafft damit Identifikationsmöglichkeiten für viele junge queere und Schwarze Menschen.

Für die Zukunft plant Nura eine grosse Konzerttour im Frühjahr 2022. Sie wird auch Zürich besuchen und freut sich ihre Schweizer Fans wieder in echt zu sehen. Egal ob Poleperformance oder ein Bett um nach der Show mit den Fans zu kuscheln, Nura hat schon jetzt Ideen, wie sie dieses Wiedersehen möglichst spektakulär feiern kann.

Nura – Auf der Suche – Cr Chris Schwarz


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