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“Ich finde Fridays for Future grossartig” | Interview Eva Siegmund

Heute gibt es ein Interview mit Eva Siegmund. Sie hat HOME: das Erwachen geschrieben & da mich das Buch sehr begeistert hat & ich die Thematik sehr interessant finde, freue ich mich sehr, dass sie sich bereit erklärt hat, meine Fragen zu beantworten. Viel Spass beim Durchlesen & schreibt mir gerne, wie euch das Interview gefallen hat. 

Wassermangel als Grund für eine zerstörte Welt. Warum hast du das als Thema gewählt?

Weil es das Schlimmste und zugleich wahrscheinlichste Szenario für mich darstellt. Es heißt nicht umsonst „Wasser ist Leben“. Wir Menschen sind zwar verwöhnt, aber anpassungsfähig. Wir könnten ohne Elektrizität auskommen, einen Cyber-Krieg und, so glaube ich, sogar die Zombie-Apokalypse überleben. Wir kommen mit den widrigsten Bedingungen zurecht. Solange wir Wasser haben. Ohne Wasser kein Überleben, kein Essen, keine Menschen.

Je wärmer es auf der Erde wird, desto endlicher wird diese Ressource. Und wir gehen dennoch damit um, als wäre sie unerschöpflich. Die Industrie verbraucht und verseucht täglich solche Unmengen, dass einem schwindelig werden kann.

Von Lesern kam ein paar Mal die Beschwerde, dass es im Berlin von HOME I noch zu viele Waren gibt, die mit Wasser hergestellt werden – dass dieses Szenario unwahrscheinlich sei. Nun, das war kein Fehler sondern Absicht meinerseits, weil ich glaube, so lange Geld da ist, wird es immer Waren geben, die auf unmoralische Weise hergestellt werden – weil jemand dafür zahlt. Das ist ja gerade das Problem. Schon jetzt gibt es genügend Menschen, die keinen ausreichenden Zugang zu Frischwasser haben und in den Industrienationen werden Unmengen Billigfleisch konsumiert – für deren Herstellung nicht nur unglaublich viel Wasser verbraucht wird, sondern als Nebenwirkungen durch die Gülle sogar nochmal so viel Wasser verpestet wird. Das führt zum Beispiel dazu, dass Leitungswasser in Deutschland immer teurer wird. Und das ist nur ein Aspekt. Ich könnte so ewig weiter machen …
Wir stehst du zur aktuellen Jugendbewegung Friday’s for Future? Glaubst du, dass Home genau zur richtigen Zeit erschienen ist?

Ich finde die Jugendbewegung großartig, auch, weil sie überfällig ist. Deutschland ist es nur nicht mehr gewöhnt, dass junge Menschen auf die Straße gehen und sagen: „Hey, nicht mit uns!“ Und ganz ehrlich: es ist ja ihre bzw. eure Zukunft, die gerade von Industrie, Politik und Wirtschaft gefährdet wird. Diejenigen, die Verantwortung tragen, bekommen dank ihres hohen Alters die Auswirkungen ihrer teils schlicht egoistischen Entscheidungen nicht mehr mit. Und können sich vermutlich sicher sein, dass ihre eigenen Kinder gut genug mit Geld versorgt sind, dass auch sie kaum schwerere Konsequenzen tragen werden. Doch was ist mit dem Rest?

Das Argument der Schulpflicht kommt mir persönlich vorgeschoben vor. Schon seit einer Weile wissen wir, dass Menschen am besten lernen, indem sie etwas tun. Wer eine politisch mündige und mutige Generation möchte, der sollte sie nicht davon abhalten, auf die Straße zu gehen.

Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass HOME zur richtigen Zeit erschienen ist, denn jede Literatur ist immer auch Zeitgeist, das heißt, dass ich ja von all den Ereignissen um mich herum nicht unbeeinflusst bleibe. Aber ich bin froh, wenn ich vielleicht noch ein paar Menschen mehr sensibilisieren kann und sich andere von mir verstanden fühlen.

In einem deiner letzten Instagramposts fragst du deine Follower, wie sie dem technischen Fortschritt gegenüber stehen. Wie siehst du das selbst? 

Ich bin da eher ein Schisshase und kein Digital Native. Die meisten Funktionen meiner diversen Endgeräte nutze ich gar nicht. Bis vor Kurzem hatte ich nicht einmal einen Fernseher. Jetzt habe ich einen Smart-TV, dessen unzählige Funktionen ich ebenfalls nicht nutze. Ich glaube, es gibt einen Grund, warum ich gerade solche Bücher schreibe. Schaut man sich die Entwicklungsgeschichte der Menschheit an, so muss man feststellen, dass es uns immer zuverlässig gelingt, selbst aus den großartigsten Erfindungen und Entdeckungen Grausames erwachsen zu lassen. Der technische Fortschritt alleine macht mir keine Sorgen – vieles ist toll, manches nervt einfach nur (Stichwort: personalisierte Werbung) und einiges kann das Leben, zum Beispiel im medizinischen Sektor, entscheidend verbessern. Doch in den falschen Händen kann dieser Fortschritt fürchterliche Folgen haben.

Wie gut stehen die Chancen, dass ein Buch wie H.O.M.E verfilmt wird?

Oh, ich hoffe gut. Für mich wäre es jedenfalls ein Traum.

Zoe verbringt fast ihr ganzes Leben auf der Academy. Wie war deine Schulzeit für dich und war Schreiben schon immer dein Traum?

Meine Schulzeit war eigentlich sehr schön, bis auf die drei Jahre, die ich auf ein Mädchengymnasium verbringen musste. Der Zickenkrieg war einfach nichts für mich. Sonst bin ich immer gerne zur Schule gegangen und habe mich auf meinem zweiten Gymnasium pudelwohl gefühlt. Dort habe ich auch Freunde fürs Leben gefunden, für die ich heute noch jeden Tag dankbar bin.

Ich habe immer schon geschrieben. Tagebuch, kleine Geschichten und tonnenweise Briefe. Meine Freunde sind an meiner Schreibwut manchmal schier verzweifelt. Doch ich bin lange nicht auf die Idee gekommen, dass ich tatsächlich Talent haben könnte. Erst, als ich mit 23 den ersten Roman fertig hatte, dachte ich, ich könnte es ja mal versuchen.


Was bedeutet für dich Home, also Heimat?

Die Kurzfassung: Berlin

Und tatsächlich habe ich festgestellt, dass es bei mir offenbar so simpel ist. Viele Menschen sagen, ihr Partner sei ihr Zuhause, ihre Heimat. Und auch ich kann sagen, dass es ohne meinen Mann überall scheiße wäre. Aber trotzdem ist Heimat was anderes.

Wir sind in den letzten Jahren viel herum gereist, haben über zwei Jahre in Spanien gelebt und verbringen noch immer viel Zeit in Barcelona. Es gibt viele Städte, an denen ich mich wohl fühle, mich bestens auskenne, meine Lieblingsorte und Freunde habe.

Trotzdem bleibt Berlin mein Zuhause, ohne dass ich genau erklären kann warum. Wenn ich nach einer langen Reise endlich wieder den Fernsehturm sehe, atme ich durch. Die typische Berliner Schnauze gibt mir das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Wenn ich gesiezt werde, fühle ich mich fremd (in Berlin duzen sich die meisten Menschen) und bei den anderen Orten, die ich besuche, denke ich: „Ja hübsch hier. Ist aber eben nicht Berlin.“ Ich weiß einfach: Hier gehöre ich hin.

Besser kann ich es nicht beschreiben.

Für Zoe sind die Harry Potter Bücher ein Weg aus der Welt zu flüchten. Welche Bücher sind das für dich?

Man sagt ja, es steckt immer etwas vom Autor in seinen Buchfiguren. Und so ist es auch hier. Harry Potter kann ich immer lesen. Oder hören. Oder gucken. Meistens höre ich die englischen Hörbücher von Stephen Fry, das wird mir nie langweilig und hilft zuverlässig, mich sofort von Berlin in eine andere Welt, also nach Hogwarts zu bringen.

Sonst bin ich aber noch verrückt nach den Büchern aus dem Grishaversum von Leigh Bardugo, hier besonders nach der Krähen-Dilogie. In Ketterdam treibe ich mich auch sehr viel herum.

Dem Jugendbuch geht es bekanntermassen nicht sonderlich gut und bis auf New Adult Liebesromane und Romantasy landet nur noch wenig auf der Bestsellerliste. Wie siehst du das?

Das ist eine schwierige Frage, weil ich solche Bücher überhaupt nicht lese, also nicht behaupten kann, Expertin zu sein. Aber natürlich weiß ich, dass das ein Thema ist, über das man sich vorzüglich aufregen kann. Fakt ist aber: es nützt ja nichts. Wenn bestimmte Stoffe in einer Zeit lieber gelesen werden als andere, dann wird es dafür Gründe geben. Man kann den Leuten ja schlecht vorschreiben, was sie lesen sollen – Hauptsache sie lesen überhaupt. Natürlich kann es frustrierend sein, wenn man sieht, dass immer dieselben Arten von Büchern Spitzenpositionen und Marketingbudgets erhalten und sich kaum innovative oder andersartige Stoffe durchsetzen – auch für mich. Für manche Autoren ist es ein gangbarer Weg, sich solch populären Stoffen zuzuwenden und das kann man keinem verdenken; für mich selbst kommt dieser Weg allerdings nicht infrage, ich war noch nie ein romantischer Mensch und werde es wohl auch nicht mehr werden. Alles, was ich tun kann ist, einfach mein Bestes zu geben und zu hoffen, dass es genug Menschen gefällt.

Was sind die positiven Aspekte, wenn man Autorin ist und gibt es auch negative? Wenn ja, welche?

Klar, wie überall gibt es auch bei uns Licht und Schatten.

Die positiven Aspekte sind für mich definitiv:

  • Du kannst im Schlafanzug arbeiten.
  • Du kannst dir aussuchen, wann du arbeitest.
  • Du verdienst mit Flausen und Spinnereien dein Geld.
  • Du triffst wunderbare andere Büchermenschen.
  • Du kannst überall auf der Welt arbeiten. Auch am Strand.
  • Du kannst nur Kraft deiner Gedanken Menschen und Welten erschaffen. Das ist grandios.
  • Du verdienst im Idealfall Geld mit dem, was du liebst.

Aber es gibt auch durchaus negative Aspekte:

  • Manchmal hast du auch spät abends noch einen Schlafanzug an.
  • Wenn du nicht gerade Sebastian Fitzek heißt, hast du immer Geldsorgen. Oder Sorgen dass du bald Geldsorgen haben könntest.
  • Schriftstellersein ist mehr als nur ein Job. Es ist ein Stück deiner Identität, weshalb dich Kritik und Misserfolg viel stärker treffen, als Ärger vom Chef oder sogar eine Kündigung. Müsste ich das Schreiben zugunsten eines anderen Berufes aufgeben, würde ich mich fühlen, als hätte man mir das Herz amputiert. Das macht mir oft auch Angst.
  • Jeder hat eine Meinung zu dem was du tust.
  • Wenn du dein „Hobby“ zum Beruf machst, hast du hinterher kein Hobby mehr.
  • Du hast kein Wochenende. Auch Wochentage oder Feiertage sind eher abstrakt.

Neben Jugendbüchern schreibst du auch Krimis für Droemer Knaur. Worin siehst du den grössten Unterschied zur Arbeit mit cbt und dem Schreiben von Jugendbüchern? Und warum hast du dich für ein Pseudonym entschieden?

Die Entscheidung für ein Pseudonym war nicht meine allein, sondern auch Wunsch des Verlages. Es hilft Droemer, meine Krimis besser zu positionieren und mir, die beiden großen Aspekte meines Arbeitens besser auseinander zu halten. Wie ein Clown, der seine Schminke aufträgt. Klingt vielleicht komisch, funktioniert aber tatsächlich. Wenn ich Catalina bin, schreibe ich Krimis. Bin ich Eva, schreibe ich Dystopien. Was den Unterschied anbelangt: uff, es gibt so viele, dass ich mich kaum entscheiden kann. Wahrscheinlich ist es der Tonfall, die Sprache. Catalina schreibt völlig anders, als Eva das tut.


Ich danke Eva Siegmund für das Beantworten meiner Fragen. Ich finde das Interview unglaublich interessant & würde mich sehr freuen, zu hören, was ihr dazu sagt. Habt ihr schon ein Buch von Eva Siegmund gelesen? Und wenn ja, welches?


Kommentare

2 Antworten zu „“Ich finde Fridays for Future grossartig” | Interview Eva Siegmund“

  1. Endlich gefunden und gelesen. Was für ein grossartiges Interview! Ich bin begeistert von H.O.M.E. und freue mich sehr darüber, dass hinter dem Buch genau die tolle Autorin steckt, die ich mir vorgestellt habe. Danke an euch beide für diese tiefen Einblicke ins Leben und ins Schreiben.

    1. Danke für deinen lieben Kommentar! Ich finde HOME auch total cool & freue mich jetzt auf den zweiten Teil.

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