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“Ich brauche keinen Verlag” | Interview mit Alice Gabathuler

Heute habe ich ein Interview für euch mit der Autorin, welche mitunter Schuld daran hat, dass ich so gerne lese. Alice Gabathuler hält sich seit über zehn Jahren in der Buchbranche. Warum sie mittlerweile einige ihrer Bücher auch im Self-Publishing rausbringt & weshalb es für sie so eine Ehre ist, mit ihrem Buch «Hundert Lügen» auf der Shortlist des Bookstar 2018 zu stehen; das erfahrt ihr wenn ihr weiterlest! Viel Spass.


Im August ist mit «Hühnerställe schwimmen nicht und das Leben ist keine Doku-Soap» ein neues Buch von dir erschienen. Wobei es gar nicht so neu ist. Es ist bereits 2008 einmal im Thienemann Verlag erschienen. Nach kurzer Zeit war es bereits vergriffen. Weshalb hast du dich entschlossen dieses Buch wieder rauszubringen?

Wenn man als Autor ein Jahr an einem Buch arbeitet und es dann nach kürzester Zeit verramscht wird, ist das zwar normal, wenn man nicht gerade zur Bestseller-Riege gehört, aber dann ist man nicht mehr auf der Backlist. Bedeutet deine Bücher sind nicht mehr über den Handel erhältlich. Ein ganzes Jahr Arbeit ist weg. Das will ich nicht.

Ich habe nicht so viele Bücher geschrieben, dass es egal ist, wenn mal ein Titel vom Markt verschwindet. Deshalb lege ich jetzt nach und nach meine verramschten Titel neu auf. Das Endziel ist es, dass alle meine Bücher immer erhältlich sind.

In «Hühnerställe schwimmen nicht» wird ein Bergdorf wegen fehlender Bachüberbauungen überflutet. Als das Buch zum ersten Mal erschien, war das Thema sehr aktuell. Auch in den letzten Wochen liest man gerade bei uns in der Schweiz wieder von solchen Katastrophen. War das für dich der Grund die Geschichte neu rauszubringen?

Nein, das hat absolut nichts damit zu tun. Ich mag das Buch so gerne und hätte es sowieso irgendwann im Self Publishing gemacht, wie ich bereits vorhin erwähnt habe. Ich will dieses Buch seit 5 Jahren nochmals neu rausbringen & ich bin dermassen langsam mit Überarbeiten, setzen, Cover etc. Es ist ein Zufall, dass es genau dann rausgekommen ist, als das Thema wieder aktuell ist.

Nach diesem Buch will ich dann noch «Mordsansgt» (ebenfalls vergriffen) neu rausbringen, damit ich meine Backlist wieder zusammen habe.

Im Gegensatz zu all deinen anderen Büchern ist Hühnerställe schwimmen nicht ein sehr humorvolles Buch. Ansonsten schreibst du Thriller wie Blue Blue Eyes, Blackout oder Hundert Lügen. Wie war es für dich wieder in diese witzige, schräge Geschichte abzutauchen, welche sich so von dem unterscheidet, was du die letzten zehn Jahre geschrieben hast?

Zwei Gefühle: Ich habe mich sehr gefreut wieder an dieser Geschichte zu arbeiten. Aber ich habe auch festgestellt, dass ich die Geschichte so wie sie geschrieben ist nicht lassen kann. Sie passte für mich nicht mehr & so war mir schnell klar, dass ich da nochmals einiges überabreiten würde.

Ich lese das Buch zum zweiten Mal. Bereits 2014 habe ich das Buch mit dem alten Titel «Starkstrom» gelesen. Nun würde mich interessieren, inwiefern du das Buch inhaltlich verändert hast.

Die Geschichte habe ich überhaupt nicht abgeändert. Ich habe sie gekürzt, konzentriert. Als ich das Buch das erste Mal schrieb hatte ich einen grossen Spass mit witzigen Formulierungen um mich zu werfen. Aber ich habe dann beim Überarbeiten bald gemerkt, dass ich dadurch viel zu viele Ausschweifungen gemacht habe. So sind zum Beispiel aus den ersten 50 Seiten nur noch 30 geworden.

In einem deiner Blogbeiträge (Link zum Blog hier) hast du geschrieben, dass deine Agentin dich mit ins Self Publishing begleitet hat. Weshalb braucht man als Autorin eine Agentin wenn man ins SP geht? 

Das kommt darauf an, wie man Agentin definiert. Wenn man damit meint, dass ist die Person, die das fertige Manuskript nimmt & einen Verlag sucht, Verträge macht ect. dann braucht man keine im SP.

Meine Agentin jedoch ist viel mehr. Sie ist meine Beraterin in Titel, Cover & Inhaltlichen Fragen. Es lauft derzeit nicht optimal in der Buchbranche. Das sieht meine Agentin genauso und es ist klar, dass wir neue Wege brauchen. Und einer dieser Wege, zumindest für die Backlist, ist halt dann das SP. Ich bin froh, dass meine Agentin da mitmacht.

Weisst du denn schon, ob du mit deinen neuen Büchern ebenfalls den SP-Weg gehen wirst oder so wie bisher klassisch über einen Verlag veröffentlichen?

Ich habe mich noch nicht erschienen. Derzeit schreibe ich an einem Jugendbuch, das wird über einen Verlag gehen. Für meine anderen Ideen habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Wenn ich einen Verlag suche, dann werde ich es folgendermassen machen: vier Monate Suche, ich werde mich nicht hinhalten lassen, ich werde mein Ding durchziehen, der Vorschuss müsste stimmen… Es müsste so viel stimmen. Ich brauche nicht unbedingt einen Verlag. Ich bin relativ desillusioniert von der Verlagsbranche.

Aber wenn du denn nun deine Bücher als SP rausbringen würdest, hättest du eine Chance überhaupt in die Buchhandlungen zu kommen?

Nein. Jeder einzelne Verlag bringt im Frühjahr & Herbst dutzende Bücher raus. Nicht mal wenn man im Verlag veröffentlicht ist garantiert, dass das Buch in der Buchhandlung ausliegt.
Der Buchhändler ist überschwemmt. Wie soll er im Meer der Verlagstitel noch Zeit finden SP-Titel rauszufischen? Ich bin den Buchhandlungen auch nicht böse. Es ist so schwierig über alles Bescheid zu wissen. Trotzdem gibt es immer wieder nette Buchhandlungen, welche SP-Titel mit ins Sortiment nehmen.

Kommen wir zum Bookstar zu sprechen. Du bist mit deinem Jugendthriller «Hundert Lügen» auf der Shortlist, die besten 5 Titel der Longlist. 

Schweizer JugendbuchautorInnen haben es nicht leicht bei Buchpreisen. Du hast zwar bereits einmal den renommierten Hans-Jörg Martin Preis für den besten deutschsprachigen Jugendkrimi erhalten, welcher von einer Jury vergeben wird. Wie ist es nun bei einem Buchpreis auf der Shortlist zu stehen, bei dem nur LeserInnen entscheiden, welches Buch gewinnt?

Es ist grandios! Ich habe mich unendlich gefreut, als ich erfahren habe, dass ich auf der Shortlist stehe. Als dann diesen Donnerstag rausgekommen ist, dass ich es auf die Shortlist geschafft habe, bin ich singend & tanzend durchs Haus gehüpft. Dieser Preis ist eine ganz tolle Sache. Jugendliche können bestimmen, welches Buch gewinnt & für mich als Autorin ist das das Beste!

Was ich so schade finde, dass dieser Preis so wenig Aufmerksamkeit bekommt. Es stimmt alles, sie machen ihre Arbeit super, aber sie werden weder von den Schweizer Medien unterstützt & auch in den Buchhandlungen fehlt es. Das Jugendbuch ist in der Schweiz praktisch nichts wert. Nicht mal ein Preis wird in den Medien erwähnt. Ich bin ratlos… Trotzdem ist dieser Preis eine super Sache & ich bin sehr glücklich, dass mich die Jugendlichen unter die Top 5 gewählt haben.

Als Abschluss würde ich gerne noch wissen, wann wir denn ein neues Buch von dir erwarten dürfen.

Herbst 2019. Mehr darf ich noch nicht sagen.

Ich bedanke mich bei dir Alice für dieses sehr interessante Interview & gratuliere nochmals zur Shortlist.


Euch kann ich jetzt nur empfehlen, eines der Bücher von Alice Gabathuler zu lesen. Sie sind alle ganz toll & ihr würdet mir eine grosse Freude damit machen! Schönen Abend noch.


Kommentare

4 Antworten zu „“Ich brauche keinen Verlag” | Interview mit Alice Gabathuler“

  1. Super Interview. Dass es schade ist, wenn ältere Bücher vergriffen und nicht mehr erhältlich sind, habe ich zwar schon festgestellt, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, sie danach noch mal neu herauszubringen. Das ist wirklich eine super Lösung, auch wenn man da wahrscheinlich beachten muss, wie lange der Verlag die Rechte am Text hat.
    Bei deinem Hiweis “Link zum Blog hier” unter dem mittigen Foto hast du übrigens den Link vergessen 🙂

    1. Danke dir! (auch für den Hinweis mit dem Link)

      Ich finde das auch eine gute Idee. Natürlich dauert das immer bisschen länger. Aber ich bin froh, dass ich mir so sicher sein kann, dass die Bücher meiner Lieblingsautorin immer erhältlich bleiben.

  2. Tolles Interview mit Blick hinter die Kulissen und geniales Foto von Euch bis BALD ✌️

    1. Danke! Ich freue mich schon auf die Preisverleihung.

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