Letzte Woche habt ihr den ersten Teil meiner dreiteiligen Reihe über das Jugendbuch der Schweiz gelesen. Darin ging es um die aktuelle Situation. Fazit: das Jugendbuch bekommt viel zu wenig Raum in der Schweiz. Wenn ihr den Beitrag noch nicht gelesen habt, findet ihr ihn hier. Heute kritisiere ich & lasse meinen Frust raus. Nächste Woche bringe ich dann meine Lösungsvorschläge.
Kritik an der aktuellen Situation…
…im Buchladen
Es kann nicht sein, dass Jugendbücher in den Schweizer Buchhandlungen eine so kleine Präsenz haben. Selbst wenn die Jugendbuchabteilungen manchmal gross sind, fehlt es oft an Fachwissen der Buchhänderinnen & Buchhändler. Das erfinde ich jetzt nicht etwa. Es fällt mir einfach immer wieder auf, wenn ich in verschiedene Buchhandlungen gehe.
Als Jugendlicher lässt man sich vielleicht nicht so viel beraten, wie als Erwachsener, aber damit Buchhandlungen an Reiz behalten müssen diese auch etwas bieten. Eine möglichst grosse Auswahl mit Titeln für jeden Geschmack. Jugendliche stecken mitten in der Entwicklungsphase, das wissen wir alle, deshalb braucht es auch bei den Büchern eine möglichst grosse Diversität. Um diese zu erkennen & in der Buchhandlung angemessen zu präsentieren, braucht es Fachwissen. Niemand will immer die gleichen fünf Bestseller sehen & empfohlen kriegen. Auch Jugendliche nicht!
…an Veranstaltungen
Während in Deutschland immer öfters & mit grossem Erfolg Lesungen mit den verschiedensten Jugendbuchautoren durchgeführt werden, fehlt es in der Schweiz fast gänzlich an solchen Veranstaltungen. Bis auf Schullesungen gibt es höchstens all wenige Monate einmal eine grössere Lesung in einer Buchhandlung.
Das kann ganz einfach nicht sein! Alle Buchhandlungen klagen über Kundennachlass. Klar ist es hart. Der Onlinehandel übernimmt immer mehr. Aber Buchhandlungen haben einen ganz grossen Vorteil & wenn sie den nicht nutzen, weiss ich auch nicht weiter. Beziehungen zu ihren Kunden! Und ja, Kunden sind auch Jugendliche. Und während für jedes neue literarische Super-Meisterwerk eine Lesung kriegt, werden keine Jugendlesungen veranstaltet. Weshalb also sollen Jugendliche in die Buchhandlung kommen und nicht einfach online bestellen?
…in den Medien
Letzte Woche wurde schon ganz deutlich, das besonders die Medien das Jugendbuch knallhart ignorieren. Das ist eine Katastrophe, denn Leseförderung fängt schon da an. Was ich dann gar nicht haben kann, wenn genau diese Medien darüber schreiben, wie wenig die Jugend heutzutage liest & dass es unbedingt mehr Leseförderung braucht. Hallo?!? Wie schwer muss es sein zu erkennen, dass man Teil des Problems ist.
…des Schweizer Jugendbuches
Während das allgemeine Jugendbuch schon kaum einen Platz findet, hat das Schweizer Jugendbuch nicht einmal Präsenz in Buchhandlungen garantiert. Buchhandlungen, Medien, Organisationen & Veranstalter ignorieren die Schweizer Jugendbuchszene viel zu oft. Nicht immer! Es gibt einige Ausnahmen. Während in Buchhandlungen jedes neue Buch von Schweizer Erfolgsautor xyz einen gesamten Tisch kriegt & auch fleissig empfohlen wird, wird das neue Buch von Schweizer Jugendbuchautor abc vielleicht zwei Mal bestellt. Damit es dann auch da ist. Empfohlen wird es vielleucht in jeder zehnten Buchhandlung & gekauft nur in jeder fünfzigster.
So fördern wir als unsere JugendbuchautorInnen. NICHT!
Fazit
In der Schweiz läuft im Jugendbuchbereich vieles falsch. Beziehungsweise läuft nichts. Das ist schade. Denn Lesen ist so wichtig & es ist schade, wenn dieses wichtige Kulturgut bei Jugendlichen nicht mehr ankommt. Wir brauchen grosse Veränderungen, damit das Jugendbuch in der Schweiz wieder einen angemessenen Platz kriegt. Es braucht Begeisterung & Offenheit für Neues.
Ich habe viele Ideen & werde euch diese nächste Woche präsentieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr diesen Beitrag teilt & einen Kommentar dalasst.
Diskutiert in den Kommentaren mit. Wie seht ihr das Jugendbuch? Gerne auch Deutschland oder Österreich bezogen. Was kritisiert ihr? Seht ihr das ganze vielleicht anders?
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